Nach Einschätzung von Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern München, hat die Finanz- und Wirtschaftskrise auch den europäischen Profi-Fußball erreicht. In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin FOCUS-MONEY sprach der stellvertretende Vorstandsvorsitzende erstmals von einer Kreditklemme. „Es gibt schlicht und ergreifend keinen Kredit. Welche Sicherheiten will ein finanzschwacher Fußballclub den Banken denn anbieten? Etwa einen Spieler, der im schlimmsten Fall schon morgen ein Sportinvalide sein kann? Und alle anderen Vermögensgegenstände wurden ja oft schon verschachert“, so Hoeneß.
Deshalb würden vor allem viele ausländische Vereine wie Dominosteine umfallen. „Clubs wie Valencia in Spanien oder Portsmouth in England stehen mit dem Rücken zur Wand. In Italien ist die gesamte zweite Liga pleite, nicht viel besser sieht es in der ersten Liga aus. Viele Clubs haben keine Zuschauer mehr und können keine Gehälter mehr zahlen“, sagte Hoeneß. Hätten Klubs aus Italien, England oder Spanien solch harte Lizenzierungsregeln wie die deutsche Bundesliga, „wären sofort mindestens fünf bis sechs Vereine tot“.
Gleichzeitig fordert der Bayern-Manager höhere Fernsehgelder. „Ein Club wie der FC Barcelona nimmt im Jahr 130 Millionen Euro an Fernsehgeldern ein, wir nur 30 Millionen. Diese Lücke muss sich schließen – egal, wie“, so Hoeneß. Entweder müssten die Preise in Spanien oder England fallen oder hierzulande steigen. „Mit diesen 100 Millionen Euro Differenz können Sie unseren gesamten Kader finanzieren. Wenn wir diese Summe zur Verfügung hätten, würde ich vom Sieg der Champions League sprechen. Sicherlich können wir dieses Ziel vielleicht auch einmal schaffen, aber eben nicht regelmäßig“, sagte der Bayern-Vorstand.
Dennoch wird Bayern München keinen Großinvestor an Bord holen und damit Anteile am Verein verkaufen. „Wir wollen und werden dies nie anstreben, weil unser Verein kerngesund ist und immer sein wird. Wir wollten weiter unabhängig unsere Entscheidungen treffen können – und haben solche Offerten deshalb stets abgelehnt.“ Klubs wie Chelsea London würden sich mit nur einem Investor einem zu hohen Risiko aussetzen: „Solange Investoren wie Abramowitsch das Geld zur Verfügung stellen, ist alles wunderbar. Verlieren sie die Lust an ihren Spielzeugen, droht der Super-GAU“, sagte Hoeneß im FOCUS-MONEY-Interview.