In dervergangen Woche machten einige Konjunkturzahlen Hoffnung für die Zukunft, was kurzfristigsogar zu neuen Jahreshöchstständen an der Wall Street (Dow Jones über 9300Indexpunkte), an der Börse Tokio (Nikkei-Index über 10.500 Indexpunkte) und an derFrankurter Börse (DAX über 5400 Indexpunkte) führte, wobei der Freitag schon wieder sehr ernüchternd war.
Inder Eurozone fiel zwar das BSP um 0,1% im 2. Quartal zum Vorquartal um 0,1%(4,6% zum Vorjahr); Deutschland hat aber im 2. Quartal 2009 einWirtschaftswachstum beim BSP von 0,3% erzielt. Deutschland scheint damit alserster unter den großen Industrienationen aus der Krise herauszukommen. Polen hatteschon im 1. Quartal ein Wachstum von 0,8% vorzuweisen. Nun schaffte aber auchTschechien ein Plus von 0,3% zum Vorquartal (-4,9% zum Vorjahr). DerChefvolkswirt der Allianz hält nun ein Plus von 3%beim BIP im nächsten Jahr in Deutschland für möglich.Ist damit also die Rezession beendet?
In Deutschlandschob vor allem der robuste Konsum die Konjunktur an. Die Industrieproduktionstieg schon seit Mai und auch die Auftragseingänge nahmen seit Mai wiederdeutlich zu. Das Auftrags- und Produktionsniveau ist aber immer noch extremunter dem Niveau des Vorjahres (20% darunter). Im Mai ging der Auftragseingangfür den Maschinenbau um 48% zurück. Der IFO-Geschäftsklima-Index erreichte imJuli ein neues Jahreshoch- ebenso wie der DAX als bester Konjunkturindikator.
DerEarlybird-Indikator der Commerzbank steigt viermal in Folge. Auch der Export stieg im Juli zum Vormonat um7% so hoch wie schon lange nicht mehr. Damit scheint die Talfahrt ein Ende zu haben Von einem neuenKonjunkturaufschwung zu reden, ist es aber noch zu früh, denn keiner weiß, wienachhaltig die Ergebnisverbesserungen sind.
Die Börse istein Antizipationsmechanismus, also ein Abbild von wirtschaftlichenZukunftserwartungen. Zuweilen ist aber die Börse auch ein Tollhaus, wenn dieLiquidität überschäumt und - oft recht einseitig von den Medien unterstützt oder sogar angetrieben - dieSpekulationswellen dominant sind.
Der DAX stieg schon im Vorfeld derBekanntgabe der positiven Konjunkturdaten im 2. Quartal rasant an und verzeichneteAnfang August bei über 5400 Indexpunkten sogar einen neuen Jahreshöchstkurs, um nun am Freitag auf 5300Indexpunkten aufgrund schwacher US-Konjunkturdaten zu konsolidieren.
Das Börsenvertrauender Anleger kehrt allmählich wieder zurück. Erstmals gab es nach einer Umfragevon JP Morgan im August weniger Börsen-Skeptiker als Börsen-Optimisten. Demzufolge stieg der „JP Morgan Asset ManagementInvestor Confidence Index“ deutlich an. Von Börseneuphorie kann aber keine Redesein. Der Index ist immer noch niedrigerals im Herbst 2005 als der DAX auf einem ähnlichem Niveau war. Dennoch nimmtdie Investitions- und auch Risikobereitschaft der Anleger wieder allmählich zu.
Noch besserschnitten aber die „BRIC“-Börsen ab, die sogar ein Plus von über 50% seitJahresbeginn verzeichneten. Fast alles Geld, was im letzten Jahr abgezogenwurde, wurde in diesem Jahr wieder in „BRIC“Länder (re)=investiert. In derSumme waren dies immerhin etwa 50 Mrd. USD, die in die „BRIC“-Länder gepumptwurden. Die Moskauer Börse hat mit einem Plus von über 60% seit Jahresbeginnund einer Kursverdoppelung seit März immer noch einem Spitzenplatz bei denWeltbörsen inne.
Nun soll die Sberbank zusammen mit Magna Opel übernehmen. Auchdas spekulative Muster-Depot des EAST STOCK TRENDS konnte seit März eine Performancevon 119% und das konservative Musterdepot von immerhin 83% erzielen. Selbst mitAktien aus Ungarn, die am Tropf des IWF hängen, konnte man seinem Depot mit ungarischenPaprika die richtige Würze verleihen und ein Performance von über 40% seitJahresbeginn über 80% seit März erzielen. Insofern haben sich Investments inOsteuropa auch selektiv schon ausgezahlt.
Die Markttechnikist zunächst weiterhin positiv zubewerten, da zuletzt im August bei einigen Börsen neue Jahreshöchstkurse erzieltwurde, weil die Zinsen weiterhin sehr niedrig sind, weil sich die 200-Tageslineabflacht oder sogar (wie in China) schon zu steigen beginnt. Dennoch mahne ichzur Vorsicht und rate weiterhin zu einer Trading-Strategie. In den Jahren 1929bis 1932 gab es zwischenzeitlich auch einen Anstieg der Weltbörsen um 50%.
Die Haussen nach den Bärmärkten/Crashs wurdenfast immer über eine Niedrigzins-Politik nach vorheriger Hochzinspolitik ausgelöst. Dieses Instrument fällt bei NullProzent-Zinsen jetzt weg. Auch ist der Staat bei der gegenwärtigenVerschuldungssituation fast handlungsunfähig. Die nächste Rezession würde ein „Schach-Matt“für die Weltwirtschaft bedeuten. Was wirklich kommen muss, sind nachhaltigsteigende Unternehmensgewinne und ein echter, nachhaltiger globaler Konjunkturaufschwung,sonst landen wir alle in der der Schuldenfalle. Die besten Ansätze dafür gibtes bisher nur in Asien.
Auch dieneuen Zahlen aus den USA sind noch sehr gemischt: Das Verbrauchervertrauen istabgerutscht, der Arbeitsmarkt ist weiter schwach; die Industrieproduktionnur leicht gestiegen. Dieses Wochenendeist schon die 77. Bank in den USA Pleite gegangen, was demEinlagensicherungsfonds weitere 2,8 Mrd. USD kostete; weiteren 100 Banken stehtdie Pleite noch bevor. Geschützt werden von der FED und der Regierung nur systemischrelevante Großbanken, wobei jetzt die Citibank wohl große Probleme bekommen wird.
Aber der Aktienmarkt lebt wieder: Es gab letzten Woche 3 Börsengänge mit einemVolumen von 1,2 Mrd. USD in den USA, die gut platziert werden konnten. In dernächsten Woche stehen 4 weitere Börsengänge in den USA, was ein positives Zeichenist. In China ist jeder Börsengang im Moment mehrfach überzeichnet und führt zuKursgewinnen. Die hohe Liquidität löst neu Spekulationswellen aus. Das smartmoney“ ist schon wieder unterwegs. Die globalen Spielcasinos sind wiedergeöffnet.
Am Freitaggab der DAX um 1,7% auf 5300 Indexpunkte nach. Der S&P-Index verlor abernur 0,85% und schloss noch über der magischen 1000-er Marke bei 1004Indexpunkten. Beim DAX wird es unter5200 Indexpunkten bearish (dann short gehen) und bei über 5450 bullish (dannlong gehen). Bei S&P-Index ist alles über 1050 Indexpunkte bullish unter950 Indexpunkte bearish zu bewerten und dementsprechend zu handeln.
In der letztenhalben Handelsstunde stieg der S&P aber stark von 997 auf 1004 Indexpunkte.Bei einem S&P von unter 950 Indexpunkten sollten Sie unter Trading-Gesichtspunktenauch an den Ostbörsen in Liquidität gehen. Behalten Sie in jedem Fall eine sehrflexible Anlagestrategie bei und ziehen die Stopp-loss-Marken weiter nach oben.Auch beim RTS muss 950 halten. Bei über 1050 Indexpunkten sieht dieMarkttechnik auch beim RTS aber weiterhin seht positiv aus, so dass dann Positionenaufgestockt werden können. Beim DAX entsteht bei über 5500 Indexpunkten einKaufsignal, so dass dann wohl schnell die 6000-er Marke angesteuert wird.
Denken Siedabei aber nicht zu langfristig, sondern nur bis Herbst, denn ich erwarte einenheißen Herbst wegen einiger Gefahrenmomente (wie Iran/Israel-Kriegsbedrohung, Hurrikan-Saison, Konsumabschwächung USA,Erhöhung von Kreditausfällen, Downgrade beim Rating, Zinserhöhungen bei Anleihe,Auslaufen der Konjunkturprogrammen, Abwrackprämie läuft aus: Stunde derWahrheit für die deutsche Automobilindustrie, Wahlkampf in Deutschland= Terrorgefahren, Schweinegrippe etc.).
Im Herbst wird es sich auch erst entscheiden,ob wir es fundamental mit einer Trendwende oder nur einem Strohfeuer zu tunhaben. Kurzfristig kann die Sommerrallye aber weitergehen. Ich rechne daher miteiner freundlichen Eröffnung beim DAX am Montag in der nächsten Woche aber miteiner volatilern Seitwärtsbewegung. In Kalifornien brennt es schon wiederlichterloh, was viel Symbolkraft hat…!
Welche Aktienaus Osteuropa jetzt im Trading-Bereich ge- oder verkauft werden sollten, könnenSie auf der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min)entnehmen.
Radio+TV-Hinweis: Der Autor wurde am 1.und 3. Juli 2009 von der Deutsche Welle im Radio über die Aussichten vonKasachstan und Russland befragt. Sie können sich das Interview und denOnlinebeitrag unter www.eaststock.de(dort unter de Rubrik Interviews) per link nach www.dw-world.de runterladen (auf Russisch). DerAutor wurde zudem am 6. Juli anlässlich des Besuchs von Obama in Russland in N24 über die Aussichten des russischenAktienmarktes befragt. Wer das Interview verpasst haben sollte, kann sich dasInterview auch unter www.n24.de im Archivanschauen, wenn man „EAST STOCK TRENDS bei der Suchfunktion eingibt. Ein aktuellesInterview über den russischen Aktienmarkt mit dem Autor finden Sie bei www.k2kapital.com (in Russisch).
Einewesentlich ausführlichere Analyse über die Risiken und Nebenwirkungen dergewagten geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen und der gegenwärtigen Gefahrenfür die Weltbörsen können Sie runterladen, wenn Sie jetzt den kostenlosen Newslettter von AndreasMännicke unter www.andreas-maennicke.debestellen.