Eigentlich ist er bekannt für seinen immer währenden Optimismus. Noch letztes Jahr empfahl Buffett den Einstieg in US-Aktien als "historische Chance". Doch in seiner aktuellen Kolumne in der New York Times sieht der Investment Guru die Zukunft nicht mehr so rosig.
In seinem Kommentar nahm sich Buffett kein Blatt vor den Mund: Die Vereinigten Staaten müssten die riesigen Beträge “geldpolitischer Medizin”, die ins Finanzsystem gepumpt wurden, anpacken. Sie stellen nun nach Ansicht von Buffet eine Gefahr für die grösste Volkswirtschaft der Welt und ihre Währung dar.
“Enorme Mengen geldpolitischer Medizin werden weiter verabreicht und über kurz oder lang müssen wir ihre Nebenwirkungen beachten”, schrieb der 78-jährige.
Derzeit sei der Grossteil dieser Auswirkungen unsichtbar; in der Tat sei es möglich, dass sie für lange Zeit verborgen blieben. Dennoch bleibe diese Bedrohung potenziell so verhängnisvoll wie die Gefahren, die von der Finanzkrise selbst ausgingen, so Buffett.
Er lobt zwar die bisher eingeleiteten Massnahmen der Notenbank und der Regierungen von Bush und Obama, weist aber darauf hin, dass die Vereinigten Staaten in fiskalpolitischer Hinsicht “Neuland” beschreiten.
Das Drucken von Dollarscheinen werde das Haushaltsdefizit auf 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Haushaltsjahr anschwellen lassen, die Nettoverschuldung beziffert Buffet auf 56 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Die Regierung unternimmt mit einem 787 Mrd. Dollar (558 Mrd. Euro) schweren Konjunkturprogramm Anstrengungen, die Ausgaben von Unternehmen und Verbrauchern anzukurbeln. Über Steuererleichterungen und Infrastrukturprojekte bis zur Rettung von Finanzinstitutionen wurden Milliardensummen in verschiedenen Programmen ausgegeben.
Prognosen zufolge wird das amerikanische Budgetdefizit zum 30. September auf den Rekordwert von 1,841 Billionen Dollar anschwellen. Buffet lässt keinen Zweifel daran, dass das Wiedereinschwenken der US-Wirtschaft auf den Wachstumspfad auch für ihn oberste Priorität hat. Politiker müssten “alles erdenkliche” dafür tun, schreibt er.
Aber sobald die Erholung erreicht sei, müsse der amerikanische Kongress den Anstieg der Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt stoppen und das Wachstum der Verbindlichkeiten in Einklang mit dem Wachstum der Ressourcen bringen, so Buffett.
Mit einer Ausgabenquote der öffentlichen Hand in Höhe von 185 Prozent ihrer Einnahmen, würden wirklich grössere Einschnitte bei der Besteuerung und Ausgabenallokation erforderlich. “Eine wieder erstarkte Wirtschaft kann nicht einmal annäherungsweise eine Differenz dieser Grössenordnung überbrücken”, so seine Einschätzung. Die Schulden der USA würden monatlich um 1% steigen. Wenn der Kongress so weiter machen würde wie bisher, würden die USA unter ihrer riesigen Schuldenlast zermalmt, warnt Buffett.
Buffett fasst die Problemlage wie folgt zusammen: "Wir müssen die Schulden unter Kontrolle bringen, oder sie werden den Dollar zerstören und mit ihm die Ersparnisse vieler Amerikaner." Allerdings nannte das Orakel von Omaha kein Rezept, wie die Schulden der USA unter Kontrolle zu bringen seien.