Der Vorstandsvorsitzende der BASF, Jürgen Hambrecht, hält den Versuch einer feindlichen Übernahme durch andere Unternehmen oder Investoren angesichts der niedrigen Bewertung des Chemiekonzerns an der Börse für möglich. Allerdings habe die BASF für diesen Fall einen Abwehrplan erstellt, sagte Hambrecht der WirtschaftsWoche. Zugleich kündigte Hambrecht an, dass der Konzern binnen zehn Jahren den Umsatz mit grüner Gentechnik auf über eine Milliarde Euro ausbauen will. Für 2009 werde es der BASF allerdings nicht gelingen, die Kapitalkosten zu verdienen.
Eine feindliche Übernahme der BASF hält Hambrecht gleichwohl für schwierig. „70 Milliarden Euro, also etwa das Doppelte des Börsenwertes, müssten die schon bezahlen. Das Geld muss erst mal hereinkommen, und die Banken müssten dafür Kredite zur Verfügung stellen“, sagte er der WirtschaftsWoche. „Aber klar, ein Angriff ist möglich, keine Frage. Unsere Aktien sind breit gestreut. Wie in anderen Unternehmen auch, machen wir uns schon ständig Gedanken über das Thema und haben mithilfe von Beratern einen Abwehrplan erstellt.“
Ausbauen werde BASF gemeinsam mit dem US-Konzern Monsanto die grüne Gentechnik, in der Hoffnung auf Milliardenumsätze. „Unser Agrar-Geschäft wird stark wachsen. Die grüne Gentechnik wird zu einem großen Geschäft. Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Monsanto arbeiten wir etwa an Pflanzen, die einen höheren Ertrag bringen und auf salzigen, trockenen Böden überleben können“, so Hambrecht. „In Teilen Afrikas und in China gibt es doch bereits heute ganze Regionen, die kaum mehr Wasser haben. Die ersten Anwendungen wird es in zwei bis vier Jahren geben. Und dann wird dieser Bereich mächtig anwachsen und zu einem neuen Unternehmensbereich der BASF werden. 2020 könnten die BASF und Monsanto mit grüner Gentechnik einen Wert von weit über einer Milliarde Euro im Markt schaffen.“
Keine Änderungen will Hambrecht im Branchenmix vornehmen, obwohl der Nachfrageeinbruch der Autoindustrie stark auf den BASF-Umsatz durchschlägt. „Die Krise trifft uns, und wir werden dieses Jahr voraussichtlich nicht unsere Kapitalkosten verdienen“, so Hambrecht. „Mit der Autoindustrie und dem Bau machen wir jeweils 10 bis 15 Prozent unseres Umsatzes, ansonsten sind wir breit aufgestellt. Ich sehe keinen Grund, über den Branchenmix nachzudenken. Wir denken stattdessen über Innovationen in Autos nach, über gewichtssparende Kunststoffe und bessere Katalysatoren. Wir arbeiten an wichtigen Komponenten für Elektroautos und setzen auf Brennstoffzellen. Wir werden mit Produkten für die Autoindustrie noch viel Geld verdienen.“
Unzufrieden ist Hambrecht mit der Behinderung der grünen Gentechnik in Europa durch die Politik. Bereits seit mehr als zehn Jahren habe BASF erfolglos die Zulassung der Gen-Kartoffel Amflora betrieben. „Wie das in der EU gelaufen ist, das ist ein Skandal. Wir beantragen Amflora jetzt seit 13 Jahren. 13 Jahre! Die Sicherheit ist uns kürzlich wieder einmal bestätigt worden, aber genehmigt ist Amflora nach wie vor nicht.“ Hambrecht droht jetzt mit einer Verlagerung der grünen Gentechnik. „Wenn Amflora nicht genehmigt wird, werden wir prüfen, ob wir uns mit der Pflanzenbiotechnologie aus Deutschland und Europa zurückziehen. Das wäre eine schlimme Entscheidung, politisch getrieben, wider jeden wissenschaftlichen Verstand.“
Eigene Übernahmen schließt Hambrecht trotz liquider Mittel von drei Milliarden Euro für die nächste Zukunft aus. Derzeit konzentriere sich BASF auf die Integration des Schweizer Chemieunternehmens Ciba, so der BASF-Chef: „Einen großen Zukauf wie Ciba werden wir nicht machen, das würde die Kapazitäten überfordern.