Die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Kursmanipulation rund um Volkswagen-
Aktien sind umfangreicher als bislang bekannt. Neben dem Hauptsitz von Porsche
wurden am Donnerstag vergangener Woche „auch die Privaträume des ehemaligen
Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking und des ehemaligen Finanzchefs Holger
Härter durchsucht“, bestätigt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart.
An der Großaktion waren mehrere Dutzend Beamte beteiligt. Die Schwaben ermitteln
seit Anfang August aufgrund einer Anzeige der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.
Die Aufseher waren ursprünglich von der Frankfurter Handelsüberwachungsstelle
alarmiert worden. Dabei geht es allerdings nicht um jenen
Zeitraum im Oktober 2008, als der VW-Kurs eine Rekordhöhe von über tausend Euro
erreichte. Porsche soll im Frühjahr dieses Jahres mit Hilfe der Frankfurter Maple
Bank, die ebenfalls durchsucht wurde, den Kurs der VW-Aktie auf einem gewissen
Niveau stabilisiert haben, um weitere gefährliche Ausschläge des VW-Kurses zu verhindern.
Im Zuge der damals geplanten Übernahme des Volkswagen-Konzerns hatte
der Sportwagenbauer bereits über 50 Prozent der VW-Aktien übernommen und
mit Verkaufsoptionen abgesichert. Sowohl bei den Aktien als auch bei den Optionen
wäre es bei unkontrollierten Kursbewegungen der VW-Papiere zu massiven Verlusten
für Porsche gekommen. Die Staatsanwaltschaft interessiert sich zudem für
die unerlaubte Weitergabe von Insider-Informationen. Demnach soll Porsche-Finanzvorstand
Härter im Frühjahr bei einem Treffen mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden
im Stuttgarter Landtag, Claus Schmiedel, Interna ausgeplaudert haben. Härter
soll dem Politiker erklärt haben, dass Porsche auch im laufenden Geschäftsjahr
einen operativen Gewinn von 700 bis 800 Millionen Euro machen und im nächsten
Jahr wieder mehr als eine Milliarde Euro verdienen werde. Schmiedel hatte daraufhin,
unter Berufung auf den Porsche-Finanzchef, die Zahlen in einem Gespräch
mit den „Stuttgarter Nachrichten“ in die Öffentlichkeit gebracht. Die Nennung von
Gewinnprognosen ist jedoch ad-hoc-meldepflichtig, wenn sie Einfluss auf den Aktienkurs
haben kann. Porsche erklärt die Vorwürfe gegen das Unternehmen und seine
Manager „entbehrten jeder Grundlage“. Auch Schmiedel hält die Ermittlung gegen
Porsche grundsätzlich für abwegig. Die Zahlen, die er von Härter genannt bekommen
habe, seien auch nicht vertraulich gewesen, sondern nur eine „spekulative
Prognose“. DER SPIEGEL 35/2009