Die ausufernden Kosten stellen die bisherige Praxis der Solarförderung infrage. Zurzeit garantiert das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) Erzeugern von Sonnenstrom, dass sie diesen 20 Jahre lang unbegrenzt ins Netz einspeisen dürfen, zu Preisen von bis zu 43 Cent pro Kilowattstunde – mehr als sechsmal so viel, wie Strom an der Leipziger Energiebörse kostet. Die garantierte Einspeisevergütung half der deutschen Solarbranche in der Vergangenheit, sich eine führende Position zu erarbeiten. Mittlerweile ist ihre Wettbewerbsfähigkeit jedoch gefährdet.
Die deutschen Hersteller profitieren kaum noch vom Solarboom. Konkurrenten aus Asien und den USA gewinnen Marktanteile. So haben chinesische Fabriken laut einer Studie von Goldman Sachs Kostenvorteile von mindestens 30 Prozent gegenüber den Europäern. Zudem sinken die Margen rapide. Seit Ausbruch der Rezession sind die Verkaufspreise für Solarmodule um mehr als ein Drittel gesunken. Nutznießer sind die Betreiber großer Solarparks und Installateure, die ihre Module billiger einkaufen und dank der hohen Garantiepreise weiterhin teuer verkaufen können. Nach Angaben der Branchenzeitschrift „Photon“ kostet die Herstellung eines Solarmoduls durchschnittlich nur noch 1,30 E je Watt. Der Endabnehmer zahlt aber teils doppelt so viel.
Ursache der neuen Milliardenbelastungen ist ein Nachfrageboom. 2008 wurden auf deutschen Dächern und Äckern Fotovoltaikanlagen mit 1500 Megawatt Leistung installiert. 2009 dürften 2000 bis 3000 Megawatt hinzukommen. Der Bundesverband Solarwirtschaft hatte im Mai 2008, unmittelbar vor der Novelle des EEG, nur knapp 700 Megawatt Zuwachs pro Jahr vorhergesagt.
Nun regt sich Kritik: „Nach der Bundestagswahl muss die neue Regierung sofort das EEG ändern“, forderte Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. „Mit einer 30-prozentigen Senkung der Vergütungen ist die Solarindustrie noch gut bedient.“
Wenn die Garantiepreise nicht deutlich gesenkt werden, drohen den Stromkonsumenten weitere Belastungen in Höhe von 19 Mrd. Euro. Denn laut Prognose des europäischen Solarverbands EPIA werden auch in den nächsten vier Jahren jeweils zwischen 2000 und 3000 Megawatt Kapazität dazukommen. Die hohen Garantiepreise hatte die Solarlobby noch mithilfe ihrer moderaten Wachstumsprognose durchgesetzt.