Um den Bedarf an neuen Straßen in Deutschland finanzieren zu können, fordern mehrere Verkehrsforscher die Einführung einer PKW-Maut.
Wie das Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, sehen die Experten in derPKW-Maut auch die Möglichkeit, den rasant zunehmenden Verkehr auf derStraße besser steuern zu können. "Sie wäre ein gesellschaftlicher Gewinn, auch für die Verkehrsteilnehmer", sagt Gerd-Axel Ahrens, Professor an der Technischen Universität in Dresden. "Über die PKW-Maut kann man Staumanagement betreiben, in Spitzenzeiten mehr verlangen als zum Beispiel nachts. Und Fahrer aus dem Ausland würde man an den Verkehrskosten beteiligen."
Ahrens ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirates im Bundesverkehrsministerium. Das Gremium, in dem 18 Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee beraten, hatte bereits vor vier Jahren die Einführung einerPKW-Maut gefordert. Nach Prognosen des Bundesverkehrsministeriums wird das Verkehrsaufkommen in Deutschland weiter zunehmen, alleine imGüterverkehr zwischen 2004 und 2025 um 79 Prozent.
Michael Schreckenberg, Verkehrsphysiker an der Universität Essen-Duisburg, spricht sich im stern ebenfalls für eine Straßennutzungsgebühr aus. "Sie wäre am gerechtesten für den Autofahrer", sagt Schreckenberg. "Jeder zahlt exakt für den Weg, den er fährt. Im Gegenzug müssten dann Mineralöl- oder Kfz-Steuer gesenktwerden." Mit den Einnahmen könnten neue Straßen gebaut werden, da Gebühren im Gegensatz zu Steuern zweckgebunden verwendet werden. Für Wolfgang Tiefensee ist eine bundesweite PKW-Maut allerdings tabu. "Sie würde für breite Bevölkerungsschichten eine Verteuerung bedeuten", teilte sein Ministerium dem stern mit.
"Es muss natürlich klar sein, dass es im Gegenzug eine Steuerentlastung gibt", sagt Verkehrsforscher Ahrens. Damit würde auch der Tanktourismus zum Billigbenzin in den Nachbarländern weniger. "Das Thema muss nach der Wahl auf den Tisch", sagt der Professor. "Die Politik verzichtet sonst auf ein Instrument, mit dem man den drohenden Verkehrskollaps in den Griff bekommen kann."