Die frühere RAF-Terroristin Verena Becker hat im Gefängnis gut zwei Jahre lang mit
dem Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) zusammengearbeitet. Wie der
SPIEGEL berichtet, offenbarte die in der vorvergangenen Woche wegen dringenden
Tatverdachts im Mordfall Siegfried Buback verhaftete Berlinerin den Geheimdienstlern
von Herbst 1981 bis Ende 1983 ihr Wissen über die RAF und über den
Anschlag auf den Generalbundesanwalt. Becker erhielt dafür ein Honorar von weniger
als 5000 Mark und bezahlte davon einen Sprachkursus. Wie der SPIEGEL weiter
berichtet, forderte sie als Gegenleistung für ihre Aussagen Hafterleichterungen
und einen Strafnachlass. Die 1977 wegen sechsfachen versuchten Mordes zu einer
lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilte Frau kam 1989 vorzeitig frei, nachdem
der Bundespräsident sie begnadigt hatte. Ausgeschlossen wird von den Behörden,
dass Becker schon vor 1981 mit dem Verfassungsschutz kooperiert hat. „Wenn irgendein
Nachrichtendienst Becker schon damals als Quelle gewonnen hätte, hätten
wir das gewusst“, zitiert das Magazin Winfried Ridder, den ehemaligen Chef-Auswerter
in der Terrorismusabteilung des BfV.
Die Ermittlungsbehörden rechnen laut SPIEGEL damit, dass sich Becker im nächsten
Jahr wegen des Verdachts, am Buback-Mord beteiligt zu sein, vor Gericht verantworten
muss. Becker wies die neuen Vorwürfe bereits nach ihrer Festnahme
zurück. Die Ermittler hatten in ihrer Wohnung einen Zettel sichergestellt, auf dem
sie sich mit Datum vom 7. April 2009 handschriftlich fragte, „wie ich für Herrn Buback
beten soll“. Damit sei, so Becker, Michael Buback, der Sohn des ermordeten
Bundesanwalts, gemeint gewesen. Wenig später hatte Becker notiert: „Ich habe kein
wirkliches Gefühl für Schuld.“ Sie erklärt den Satz damit, dass sie im Zusammenhang
mit dem Buback-Mord stets öffentlich genannt werde. Eine weitere Notiz
während einer Zugfahrt im April 2007, nach der sie über „einen Neuanfang“ meditiere,
werten die Bundesanwälte als belastendes Indiz.