Dominique Strauss-Kahn, Managing Director des Internationalen Währungsfonds (IWF), fordert im SPIEGEL-Gespräch eine neue Rolle und zusätzliches Geld für den IWF. „Es wäre sinnvoll, den IWF als globalen Retter in der Not einzusetzen. Das spart nationale Ressourcen und schafft Stabilität im System.“
Nach den Krisen in Lateinamerika und Asien hätten viele Länder riesige Devisenreserven gehortet, weil sie nicht auf den IWF angewiesen sein wollten. Dessen strenge Vorschriften passten ihnen nicht.
Strauss-Kahn im SPIEGEL: „Politisch kann ich das verstehen. Aber das ist schlecht für ihre eigene Volkswirtschaft und schlecht für die Weltwirtschaft, weil dieses Geld nicht arbeitet, sondern praktisch stillgelegt ist. Ein globales Sicherheitsnetz, das vom IWF koordiniert wird und Ländern in finanziellen Nöten aushilft, wäre wesentlich konstruktiver.“
Dieses „globale Sicherheitsnetz“ sei eine Art internationale Versicherung gegen die Verwerfungen an den Finanzmärkten. Dafür sei eine Aufstockung der IWF-Reserven notwendig.
Strauss-Kahn will in den Gremien des Währungsfonds einen entsprechenden Vorstoß machen: „Sollten unsere Mitgliedstaaten diese Rolle für den IWF unterstützen, müsste man darüber diskutieren, wie viel an zusätzlichen Mitteln dafür nötig sind. Aber es wäre sicherlich erheblich mehr als unsere jetzigen Ressourcen.“
Strauss-Kahn warnte davor, die Krise für beendet zu erklären: „In zu vielen Köpfen – nicht nur denen von Bürgern, sondern auch von Top-Politikern – ist die Krise schon vorbei. Dieses Denken ist gefährlich. Die weltweite Wirtschaftskrise dauert weiter an.“
Er sprach sich deshalb auch gegen eine schnelle „Exit-Strategie“ aus, wie sie von Franzosen und Deutschen im Vorfeld des Weltwirtschaftsgipfels gefordert wird. Er sagte: „Die Gefahr, dass die Nachfrage zu früh abgewürgt wird, bewerte ich derzeit höher als die Inflationsgefahr.“