Von diesen und den bisherigenGaspreissenkungen im laufenden Jahr profitieren die Verbraucherallerdings in sehr unterschiedlichem Maße. Während Haushalte in Berlin,Hamburg, Bremen und Niedersachsen für 20.000 Kilowattstunden Gas imSchnitt weniger als 1200 Euro zahlen müssen (jeweils günstigster Tarifdes örtlichen Versorgers), ist die Versorgung in Thüringen, Sachsen undMecklenburg-Vorpommern zu Beginn der kalten Jahreszeit mit über 1300Euro bis zu 18,5 Prozent teurer. Offenbar reagieren viele Stadtwerkeund Regionalversorger sehr unterschiedlich auf die gesunkenenImportpreise. Während im Saarland und in Bremen die Gaspreise nun um 26Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen, wurden sie in Thüringen etwanur um rund 15 Prozent günstiger.
„Mit weiteren Preissenkungen in derHeizperiode ist allerdings nicht zu rechnen“, sagteToptarif-Energieexperte Thorsten Bohg der WELT. Denn der Ölpreis stiegin den vergangenen Monaten wieder von 30 auf rund 70 Dollar pro Fass.Nach der üblichen halbjährigen Verzögerung müssten die Gaspreisedeshalb zum Jahreswechsel wieder steigen. Tatsächlich erhöht eineMinderheit von zwölf Versorgern ihre Preise zum 1.Oktober bereitswieder – und läutet damit die Trendwende für ganz Deutschland ein.
Die Gefahr wieder anziehender Gaspreisesieht auch Holger Krawinkel, Energieexperte des BundesverbandsVerbraucherzentrale. „Preissteigerungen von zehn bis 15 Prozent sindangesichts der Entwicklungen auf dem Ölmarkt nicht auszuschließen.“ Errät den Verbrauchern daher, auf dem jetzigen niedrigen NiveauJahresverträge mit festen Konditionen abzuschließen, denn: „Wir gehenjetzt wieder in eine Phase von Preissteigerungen hinein.“Toptarif-Experte Bogh glaubt auch, dass Preisvergleiche gerade jetztlohnend wären: „Viele Anbieter am Markt bieten günstige Tarife mitPreisgarantien über die Heizperiode hinaus an.“ Der Spareffekt könnepro Haushalt „mehrere hundert Euro ausmachen.“
Der größte städtische GasversorgerEuropas, die Berliner Gasag, kündigte auf Nachfrage der WELT schoneinmal an, die Preise über die ganze Heizperiode bis mindestens Aprilnächsten Jahres konstant lassen zu wollen – trotz des jüngstenÖlpreisanstiegs. Dies gelte jedoch nur, wenn es in den kommendenMonaten bei den Ölnotierungen nicht noch einen drastischen Ausreißergebe, betonte eine Unternehmenssprecherin. Grund für dasPreisversprechen ist offenbar der sich langsam entwickelnde Wettbewerbauf dem Erdgasmarkt – er tobt in Berlin besonders heftig.