Der Frankfurter Philosoph Axel Honneth wirft in einem Beitrag für dieZEIT seinem Karlsruher Kollegen Peter Sloterdijk eine "fatale" Neigungzum spekulativen Tiefsinn vor.
Hinter einer wuchtig-pompösen Spracheverberge Sloterdijk seine politisch zutiefst fragwürdigen Angriffe aufdie sozialstaatliche Verfassung der Bundesrepublik und die Vorstellungvon Gerechtigkeit.
Sloterdijk bezeichne den Sozialstaat alsinstitutionalisierte "Kleptokratie" und fordere die Reichen zu einem"antifiskalischen Bürgerkrieg" auf.
Honneth weiter: "Hier machte sichjemand, so viel ist klar, sehr ernsthaft Gedanken darüber, wie es inZeiten einer wachsenden Schere zwischen Arm und Reich um die von der'miserabilistischen' Linken vernachlässigte Seite bestellt ist; genugder Klage über die wachsende Zahl der Arbeitslosen, genug auch dertrostlosen Beschäftigung mit dem Leben da unten, ist es nicht vielerbärmlicher und schmachvoller, auf Teile seines selbst verdientenVermögens unter sozialstaatlichem Zwang verzichten zu müssen!"
Befremdet äußerte sich Honneth außerdem darüber, dass Sloterdijks gegenden Sozial- und Steuerstaat gerichteten "Kampfparolen" so vielöffentliche Zustimmung erfahre.
"Es fällt einem wieder ein, dass sichein SPD-, nicht ein FDP-Landesverband noch vor Kurzem mit einem Vortragdieses Autors schmückte, es kommt einem in den Sinn, dass er im ZDFeine 'philosophische' Diskussionsrunde moderiert - nur wenige mag esgeben, die da nicht in ein Grübeln darüber verfallen, ob unseredemokratische Kultur nicht inzwischen einen Grad an Verspieltheit, anErnstlosigkeit und Verquatschtheit erreicht hat, der ihren eigenenAnsprüchen Abbruch tut."