Der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei sieht in seinemHeimatland eine Bürgerrechtsbewegung wachsen. Der ZEIT sagte er: "Wirhaben jetzt in China so etwas wie die erste Bürgerrechtsbewegung." AlsBeispiel nannte er die Aufklärung nach dem schweren Erdbeben in derProvinz Sichuan.
Mit freiwilligen Helfern habe er eineUntersuchung begonnen, um die Namen jener fast 6000 Kinder zurecherchieren, die bei dem Erdbeben im vorigen Jahr ums Leben kamen.Die Kinder seien umgekommen, "weil die Schulen so schlecht gebautwaren, weil es Korruption gibt und man an den Konstruktionen spart. DieRegierung hätte das prüfen müssen, sie muss die Hintermänner bestrafen.Doch was tut sie? Sie tut nichts", sagte er. Die Eltern seien vom Staatgezwungen worden, nichts über den Tod ihrer Kinder preiszugeben,dennoch könne er nun erstmals eine Liste vorlegen mit insgesamt 5826Namen. "Die Schwachen, die Zerbrochenen zählen nicht in unsererGesellschaft", sagte Ai Weiwei. "Nur die Erfolgreichen zählen. Soll dasso bleiben?" Im Münchener Haus der Kunst öffnet am 12. Oktober diebislang größte Ai-Weiwei-Ausstellung. Bei der Schau werde es auch umaktuelle Konflikte gehen, er wolle dort unter anderem an das Schicksaldieser Kinder erinnern. "Das Haus der Kunst soll ein Schlachtfeldsein", sagte Ai Weiwei.
Ai Weiwei verbittet sich die Ansicht,die Chinesen seien noch nicht reif für die Demokratie. "Wir haben nurein Leben. Warum sollen wir uns gedulden? Was ist so schlimm an derWahrheit? Was spricht gegen Demokratie?" Der Künstler zeigte sichoptimistisch: "Eine Blume blüht nicht, weil wir es wünschen, sondernweil der Frühling kommt. Eines aber kann ich versprechen, ich werdenicht sterben, bevor sich die Demokratie blicken lässt."