Das Verhältnis zwischen Bundesbank-Präsident Axel Weber und Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin scheint endgültig zerrüttet. Nach Informationen des Handelsblatts (Dienstagsausgabe) ist die Kommunikation zwischen den beiden Spitzenvertretern der Zentralbank nach den umstrittenen Äußerungen Sarrazins offenbar nahezu eingestellt.
Auslöser für das Verwürfnis war ein Interview, in dem sich Sarrazin abfällig und diskriminierend über Türken in Deutschland äußerte. Von dem Interview habe Bundesbank-Präsident Weber erst durch die eigene Presseabteilung erfahren, hieß es in Bundesbank-Kreisen.
Dort betont man, dass Sarrazin das Interviews mit der Zeitschrift „Lettre International“ zwar über die Pressestelle abgewickelt, Bundesbank-Chef Weber darüber aber nicht informiert habe.
Weber, der den Text als inakzeptabel eingestuft habe, habe seinen Kommunikationschef Benedikt Fehr eingeschaltet, um Sarrazin von der Veröffentlichung abzuhalten, hieß es in den Kreisen. Sarrazin habe dies ignoriert, das Interview eigenhändig freigegeben und damit den Eklat ausgelöst, hieß es weiter.
Sarrazin, der Anfang Mai von Berlin in die Bundesbankzentrale nach Frankfurt wechselte, hatte in dem Interview gesagt, dass in Deutschland lebende Türken das Land genauso eroberten wie die Kosovaren den Kosovo: durch eine höhere Geburtenrate. Weiter sagte er: „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“ Bundesbank-Chef Weber hatte sich von den Äußerungen distanziert und Sarrazin den Rücktritt nahegelegt.