Nun scheint die Ansicht mittlerweilezum Mainstream geworden zu sein, dass die hohe Arbeitslosigkeit in denUSA den Konsum dort belasten wird und unter Umständen sogar zu einerzweiten Rezession führt.
Bloomberg hat soeben eine Umfrageveröffentlicht, die unter Volkswirten durchgeführt wurde. NachAuffassung der befragten Volkswirte führt eine Arbeitslosigkeit vonüber 10 % in den USA dazu, dass die aktuelle Erholung des US-Konsumsabgewürgt wird. Damit würden die US-Konjunkturmaßnahmen, was den Konsumanbetrifft, in Leere laufen. Einige der befragten Volkswirte gehensogar explizit davon aus, dass die hohe Arbeitslosenquote die USAwieder in eine Rezession treiben kann. Für Sie als Steffens Daily Leserein alter Hut.
Unter normalen Umständen wäre dieseUmfrage ein Beleg dafür, dass die zugrundeliegende Information bereitsim Markt eingepreist ist – spätestens aber die Veröffentlichung durchBloomberg würde dazu führen. Aber noch sind wir nicht im normalenModus, die Märkte spielen zurzeit einfach ein anderes Thema: Liquidität.
Ben Bernanke redet von Zinserhöhungen
Etwas bedenklicher ist allerdings eineAussage von Ben Bernanke. Er äußerte sich zu der zukünftigenGeldpolitik und sagte, dass er die zurzeit sehr lockere Geldpolitikaufgeben werde, sobald der Konjunkturausblick für die USA ausreichendpositiv ist. Allerdings äußerte er sich nicht dazu, wann er damitrechnet.
Man darf sich nun fragen, ob solcheAussagen bereits erste zarte Hinweise in Richtung Zinserhöhungen sind.Wäre das der Fall und sollten sich die Zeichen mehren, dass die Fedbereits erwägt, im Frühjahr 2010 die Zinsen anzuheben, könnte das denMarkt bereits jetzt belasten. Die Märkte gehen mit Zinserhöhungen gernwie folgt um (auch wenn es auf den ersten Blick etwas unlogischerscheint): Zunächst werden die Märkte durch sehr niedrige Zinsenunterstützt, es kommt zu einer Aufwärtsbewegung. Ausnahme: Sind dieZinsen zu lange zu niedrig, zum Beispiel bei einer Deflation, dann kann– wie wir in Japan gesehen haben – diese Unterstützung ihre Wirkungverlieren.
Wenn die Märkte in NiedrigzinsphasenZinserhöhungen erwarten, wird der Markt tendenziell eher seitwärtslaufen oder sogar in eine Konsolidierung übergehen. Diese wirdallerdings nicht dramatisch ausfallen (sofern nicht weitereBelastungsfaktoren hinzukommen). Damit nimmt der Markt die Straffungalso bereits vorweg. Werden die Zinsen dann tatsächlich erhöht, wirddas gerne auch als Zeichen dafür gewertet, dass die Wirtschaft nun ausdem Gröbsten raus ist. Das bedeutet, es ist durchaus nichtunwahrscheinlich, dass die Märkte mit steigenden Zinsen wieder in eineAufwärtsbewegung übergehen. In diesem Moment kann man sich fragen,warum sind sie denn nicht schon in Erwartung steigender Zinsengestiegen – aber gut. Erst wenn die Zinsen ein deutliches höheresNiveau erreicht haben, werden sie sich wieder belastend auf die Kurseauswirken.
Das bedeutet also für uns: Sollten sich nun durch weitere Anzeichenergeben, dass in den USA die Zinsen bald wieder angehoben werden,müssen wir mit einer Seitwärtsbewegung rechnen, die über mehrere Monategehen kann.
Deflation, Deflation – ein noch nicht vertriebenes Gespenst?
Zu einem anderen Thema: Offenbar istdie Kreditmarktkrise in den USA noch nicht vorbei. Nach Angaben der Fedist die Kreditvergabe der Notenbanken an Geschäftsbanken in den letztendrei Monaten um knapp 20 % zurückgegangen. Die Kreditvergabe anUnternehmen ging sogar um 28 % zurück.
Das Kreditgeschäft in den USAschrumpft damit seit der Lehman-Brothers-Pleite immer weiter. Betroffendavon sind vor allem kleinere Unternehmen, da die großen Konzerne sichnoch über andere Maßnahmen finanzieren können.
Kredite sind das Herzblut dermodernen Ökonomie. Wenn die Kreditvergabe zurückgeht, schlägt damitsozusagen das wirtschaftliche Herz langsamer. Diese Verlangsamung wirktsich deflationär aus.
Somit erklärt sich auch ein Teil der hohen Arbeitslosenquote, da Deflation immer auch zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führt.
Das würde jedoch bedeuten, dass BenBernanke die Zinsen so bald nicht anheben wird. Wie hier auch schonmehrfach geschrieben, befindet sich die USA damit nach wie vor in einermassiven Deflationsbekämpfung – auch wenn alle von Inflation reden. Dassollte man nicht vergessen!
DAX hängt fest
Und damit zum DAX. Dieses Mal werfen wir einen Blick auf den kurzfristigen Chart (3 Min-Chart):
Seit dem 17.09.09, also schon seitfast einem Monat, hängt der DAX unter der 5.750er Marke fest. Mit demAbwärtsgap unter die 5.555er Marke, die als untere Begrenzung derSeitwärtsbewegung gilt, war eigentlich ein Verkaufssignal ausgebildetworden. Doch der Dax konnte sich an der unteren Linie desAufwärtstrendkanals fangen. Das Verkaufssignal wurde damit nichtbestätigt. Damit befindet sich der DAX immer noch in einemAufwärtstrend, ein Beleg, dass die Bullen zurzeit einfach noch zu starkist.
Doch auch heute ist der DAX wiederan der 5.750er Marke gescheitert. Erneut konnten die Bullen diese großeBastion der Bären nicht überrennen. An dieser Marke wird sich also imkurzfristigen Bereich der Kampf zwischen Bullen und Bären entscheiden.Zu beachten ist dabei, dass bei Linien, die derart deutlich zu erkennensind, auch die Gefahr von Fehlsignalen dramatischansteigt. Schaffen die Bullen es, die 5.750er Marke nachhaltig zuüberwinden, ist erst einmal die obere Linie des Trendkanals dasKursziel. Wahrscheinlich werden wir dann zügig an die6.000-Punkte-Marke laufen. Scheitern die Bullen erneut, spitzt sich dieLage zu. Dann heißt es: Entweder Bruch des Aufwärtstrends oder Bruchdes 5.750er Widerstands. Die Entscheidung wird fallen.
Steffens Daily --->stockstreet.de© MMnews - Weiterverbreitung nur auszugsweise und mit Link gestattet.