Der grüne Ex-Staatssekretär Rezzo Schlauch hat die eigene Parteispitze für die distanzierte Reaktion auf die Jamaika-Entscheidung des saarländischen Landesverbands kritisiert. "Es wäre sinnvoll, die Saarländer zu unterstützen, anstatt sie zu kritisieren", sagte Schlauch SPIEGEL ONLINE. "Wenn ein Landesverband mit einem derart überzeugenden Mehrheitsbeschluss und inhaltlichem Verhandlungsergebnis daherkommt, ist Kritik nicht gerade überzeugend", sagte der 62-Jährige.
Grüne Spitzenpolitiker in Partei und Bundestagsfraktion hatten äußerst zurückhaltend auf die Jamaika-Entscheidung im Saarland reagiert. Fraktionschefin Renate Künast hatte erst am Montag betont, dass das Experiment im Saarland weder "für Gefühlsausbrüche irgendwelcher Art" noch als "Modellprojekt" tauge.
Nach Ansicht Schlauchs könnte das Bündnis durchaus Signalwirkung haben. "Jamaika war überfällig", sagte der Anwalt zu SPIEGEL ONLINE. "Wir Grüne haben Stränge sowohl nach links als auch in die Mitte." Scharfe Kritik übte der ehemalige Spitzenpolitiker an Linke-Chef Oskar Lafontaine, der "als Ober-Indianer und Berserker" sämtliche Chancen auf ein rot-rot-grünes Bündnis verbaut habe.