Zum Blogeintrag "1968 wie 2009: die gleichen 'Meister des Goldes'" haben mich eine Menge positiver Zuschriften erreicht.
EinigeÖkonomie-Technokraten haben allerdings argumentiert, die Interventionder Fed und der US-Regierung und der CIA in der Zeit derFixpreisbindung der Goldunze an den Dollar sei überhaupt nicht"vorwerfbar", sondern technisch ZWINGEND gewesen, um eben dieFixvorgabe 35 $/oz halten zu können.
Dass dieser Zweck nichtalle Mittel heiligt (und 1968 der GEIST der Bretton WoodsGold-Dollar-Bindung durch die Interventionen unterlaufen und adabsurdum geführt wurde), sollte aus dem Artikel eigentlich klargeworden sein.
Dennoch gehen wir auf das technokratischeArgument einmal ein, denn es ist ja prima facie richtig. Zu diesemZweck werde ich im heutigen Blogeintrag ein ANDERES geradede-klassifiziertes Dokument von 1975 übersetzen und analysieren.
Es stammt somit aus der Zeit NACH August 1971 - also aus einer Zeit, inder es bereits keine offizielle "technisch-buchhalterische" Begründungfür ein "Management" des Goldpreises zwecks Beibehaltung der 35 $/ozhätte geben dürfen. Soweit die Theorie. Was aber meinte nun Arthur Burns (Fed Chairman und Vorvorgänger von Maestro Greenspan) am 3. Juni 1975 in seinem "Memo to the President" [Gerald Ford; cc: Greenspan und Kissinger] zum Thema?
Burns schrieb dieses Memo an Präsident Ford in einer Situation desStreits mit Frankreich, das für sich und andere Zentralbanken lediglichdie marktwirtschaftliche Selbstverständlichkeit in Anspruch nehmenwollte, Gold in beliebiger Menge im freien Markt kaufen zu dürfen.O-Ton Burns dazu [fast wörtliche Übersetzung von mir; Originaltext kursiv]:
"Die umstrittene Frage ist, ob es Zentralbanken und Regierungen erlaubt sein sollte, Gold zu Marktpreisen zu kaufen." [der Marktpreis lag 1975 etwa bei 150$/oz – der offizielle Buchpreis der Notenbanken dagegen noch bei 42,22 $/oz – übrigens so wie in den USA heute noch!].
Die Fed war vehement gegen diese "Freiheit", was natürlichklar die damals schon ungeheuerliche Hybris und totalitäre Arroganzdieser Institution verdeutlicht. Das in den Siebziger Jahren noch etwas"Volks-nähere" und dem Kongress ggü. verantwortliche US-Schatzamt("Treasury") war in dieser Sache anderer Ansicht und stützte diefranzösische Position des freien Markthandels mit Gold. Burns dazu:
"Das Schatzamt ist bereit, freie Goldtransaktionen weitgehend zu akzeptieren. Die Fed ist dagegen. Insbesondere ist [zwischen Fed und Treasury] umstritten, ob einzelne Regierungen ihre Goldbestände über bestimmte [vorzugebende] Obergrenzen hinaus erhöhen dürfen sollten. Das Schatzamt ist dazu bereit, dies zu erlauben – so wie es die französische Regierung fordert. Die Fed glaubt dagegen, dass Obergrenzen essentiell sind – und dass die USA keinem neuen internationalen 'Arrangement' zu Gold ohne solche Obergrenzen zustimmen sollte."
Was lernen wir hier – ganz offiziell und ohne Bemühung einer "Verschwörungstheorie":
- Die Fed mischte sich –ebenso wie 2009– notorisch und vehement in die "Goldfrage" ein; und sogar in die Verfügungsgewalt der staatlichen Goldbestände der USA, die juristisch (übrigens bis heute!) nicht der Fed, sondern dem Schatzamt gehören und "eigentlich" US-Volksgoldbestände sind!
- Die Fed war auch nach August 1971 (Ende der offiziellen Goldbindung des Dollars bzw. Ende der Einlösungsverpflichtung von 35$ gegen eine Goldunze) vehement an einer Deckelung des Goldpreises interessiert.
- Die Fed erkannte wie 1913 und 1944 und 1968 und 1971 natürlich die überragende Rolle von Gold in jedem Geldsystem. Für Burns war Gold Geld. Geld jedoch, das in einem "künftigen Weltgeldsystem" keine Rolle mehr spielen durfte: "Bevor wir keinen Konsens über die wünschenswerte Gestalt des zukünftigen Geldsystems geschmiedet haben [sic! Original 'forged … the desired shape of the future world monetary system'], sollten wir die Goldfrage nicht isoliert von anderen kritischen Geldsystemfragen betrachten."
- Wir lernen weiterhin, dass es auch nach 1971 -genau wie anno 2009- entgegen den offiziellen Versionen enge Vorgaben für zwischenstaatliche Goldtransaktionen und Verbote staatlicher Käufe gegeben hat: "Wenn die gegenwärtigen Restriktionen für zwischenstaatliche Goldtransaktionen und -käufe zu früh aufgehoben werden, könnten Kräfte freigesetzt werden, die … die Bedeutung von Gold im Geldsystem erhöhen würden."
Genau das war natürlich die Horrorvision eines Staates und einer Zentralbank, denen bis 1971 physisch die Goldbestände weggeflossen sind und die sich trotzdem weiterhin ungestraft und zu Niedrigstzinsen uferlos verschulden wollten.
5. Wir lernen weiterhin, dass die Fed weltweit die Geldmengen kontrollieren wollte: "Große Freiheiten für Regierungen, Gold zu Marktpreisen zu handeln und zu kaufen, würden leicht [unsere] Anstrengungen zunichte machen, die Weltliquidität zu kontrollieren."
Begründet wird dies über die Möglichkeit der Notenbanken, ihre Goldbestände statt bis dahin zu 42,22 $/oz dann auf den Marktpreis aufzuwerten – und so "über 150 Mrd $" an zusätzlichem Buchwert zu schöpfen und so "Inflation" zu generieren.
Während diese Aussage technisch korrekt ist, ist sie natürlich absolut heuchlerisch. Einziges Ziel der Fed damals wie heute war es, ALLEINIGE Papiergeldschöpfer zu sein und Monopolisten der Weltgeldmengen zu bleiben. So wie eben seit 1913 bzw. spätestens seit 1944 (Bretton Woods)! Es durfte damals wie heute keine Geldgötter neben der Fed geben!
6. Wir lernen weiterhin, dass die USA sich 1975 der Loyalität insbesondere der Briten und der Deutschen in dieser Sache sehr sicher waren:
"… europäische Staaten (am wichtigsten: Deutschland und Großbritannien) werden höchstwahrscheinlich den Franzosen nicht bei ihrer ‚go-it-alone’-Politik in Sachen Gold folgen."
7. Und ganz nebenbei scheint in diesem Memo durch Burns auch noch der Inhalt des bekannten (aber bis heute unbestätigten) "Blessing-Briefs" der Bundesbank von (vermutlich) 1967 bestätigt zu werden, den 1975 offenbar auch Bundeskanzler Schmidt noch einmal anerkannt hat [sic!]:
"Ich habe eine geheime schriftliche Übereinkunft mit der Bundesbank –bestätigt durch Herrn Schmidt-, dass die Bundesbank weder im Markt noch von anderen Regierungen Gold zu einem Preis oberhalb von 42,22 $/oz kaufen wird."
Für die Historiker: Damit ist nun endlich die alte These der Goldbugs offiziell und amtlich bestätigt [nun ja – die Fed ist kein "Amt" sondern eine Privatveranstaltung – aber besser als das: sie ist die ÜBERregierung], warum Deutschland ab ca. 1967 trotz weiterhin enorm hoher Außenhandels- und Leistungsbilanzüberschüsse abrupt aufgehört hat, Gold zu kaufen.
Denn ein politischer Verzicht zum Kauf von Gold über 42,22 $/oz ist bei einem Marktpreis von ca. 150 $/oz natürlich nichts anderes als ein Deutschland "selbst" auferlegter Verzicht zum Goldkauf.
8. Zuletzt lernen wir noch, dass die Fed schon damals wenig verklausulierten Druck auf den Präsidenten ausüben konnte, ihre Position zu "teilen" und gegen das Schatzamt durchzusetzen:
"Unsere [Fed] Position [in dieser Goldsache] hat starke Unterstützung in den finanziellen und akademischen Gemeinschaften, die diesen Dingen gegenüber sensibel sind. Scharfe Kritik seitens prominenter und einflussreicher Geldgeber wären unweigerlich zu erwarten, wenn die Position des Schatzamts durchgesetzt würde." [sic!]
1975 wie 2009: Die akademischen und medialen Systemhuren und die Bankenkreise bestimmten über ihre Hebel "Gehirnwäsche der Öffentlichkeit", "Medienmacht" und "Kreditvergabemacht" die Politik! Der letzte hier zitierte Satz des Memos von Burns ist nichts anderes als ein der Mafia zur Ehre gereichendes Schutzgeldangebot. Oder im amerikanischen Slang "An offer the president could not refuse".
Wäre es nicht alles so traurig und erschreckend und Realität des Jahres 1975 wie 2009, könnte man über die offene und erfrischende Sprache des Memos lachen. So ehrlich lesen wir heute fast nie etwas über den Weltbeherrschungs-Anspruch der Fed und über ihre Manipulations- und Interventionsmethoden. Vielleicht 2039 in deklassifizierten Memos von Bernanke aus 2009.
Oder auch in Memos von Alan Greenspan, denn Gold hat zwar zwischen 1975 und 1980 allen heimlichen Manipulationsangriffen widerstanden (und sich ggü. dem Dollar bis 1980 verfünffacht!). Aber unter Greenspans Ägide ging das ganze Manipulationsspiel erst richtig los. Speziell die dereinst dann de-klassifizierten Memos ab etwa 1995 werden höchst interessant zu lesen sein.
Die seit mindestens 15 Jahren laufenden (und seit 2007/8 noch ganz massiv verstärkten) GoldSilber-Preis-Manipulationen werden seitdem nämlich nicht nur über die heute mangels Masse fast beendeten physischen Zentralbank-"Reshufflings" durchgeführt, sondern über die betrügerischen ETFs und vor allem über den hundertmal größeren GoldSilber-DERIVATE-Markt!
Belege dafür gibt es bereits Hunderte. Aber manche Technokraten brauchen die Beweise ja "amtlich". Für 1968 bis 1975 IST die Preismanipulation mit allen politisch-diplomatisch-militärischen Druckmitteln nun amtlich! Für die Zeit seit 1995 gibt es Hunderte von Indizien und Belegen. Wer sehen WILL, konnte und kann sehen. Das gilt auch und insbesondere für die schweigende Mainstream-Presse!
Fazit also für die Technokraten: Nach 1971 hätte es kein Goldpreismanagement mehr geben dürfen. Moralisch-marktwirtschaftlich ohnehin nicht. Aber seit August 1971 gibt es nicht einmal mehr ein "technisch-buchhalterisches" Argument für ein Goldpreis-Management. Dennoch ging die Preis-Manipulation weiter. Bis heute. Gold ist Geld. Q.e.d.