Die Bundeskanzlerin, die Mitglieder des Kabinetts und Beamte der Ministerien und nachgeordneter Behörden sollen mit einem anderen Impfstoff vor der Schweinegrippe geschützt werden als die deutsche Bevölkerung.
„Wir haben 200 000 Dosen des nicht-adjuvantierten Impfstoffes Celvapan der Firma Baxter gekauft“, räumte Christoph Hübner, Sprecher des Bundesinnenministeriums, gegenüber dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL ein.
Anders als das Präparat von GlaxoSmithKline (GSK), das ab dieser Woche in 50 Millionen Dosen für die Bevölkerung ausgegeben wird, enthält der Baxter-Impfstoff keinen Wirkverstärker („Adjuvans“) und wird den für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zuständigen Staatsdienern gespritzt.
Dazu zählen auch die Mitarbeiter des für die Impfstoffzulassung zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, das vergangene Woche wiederholt seine Entscheidung verteidigt hat, der Bevölkerung die GSK-Vakzine zu beschaffen.
Für den Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, ist das „ein Skandal“, der den Menschen kaum zu vermitteln sei. „Wir sind unglücklich über diese Impfkampagne“, so Ludwig weiter.
Sie werfe zahlreiche Probleme auf, ihr Nutzen sei ungewiss: „Die Gesundheitsbehörden sind auf eine Kampagne der Pharmakonzerne hereingefallen, die mit einer vermeintlichen Bedrohung schlichtweg Geld verdienen wollten.“ Weil der GSK-Impfstoff nicht an Schwangeren getestet wurde, muss auch für sie kurzfristig nicht-adjuvantierter Impfstoff besorgt werden.
Der zuständige Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, erklärte gegenüber dem SPIEGEL: „Es laufen derzeit Gespräche mit Herstellern sowie den Gesundheitsministerien in Frankreich und den USA, mit dem Ziel, für Schwangere auch nicht-adjuvantierten Impfstoff zu beschaffen.“
Offene Rebellion herrscht unter Allgemeinmedizinern und Kinderärzten. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Michael Kochen, rät den deutschen Hausärzten von der Impfung ab.
„Das Schadensrisiko überwiegt den Nutzen“, sagt der Göttinger Professor. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder-und Jugendärzte, wirft der Bundesregierung „wissenschaftliche Falschaussagen“ vor.
Wie bei Schwangeren so gelte auch für Kinder unter drei Jahren: „Der Impfstoffist an ihnen noch überhaupt nicht getestet, deshalb ist das Risiko einfach zu groß, ihn jetzt bedenkenlos einzusetzen.“ Kinder hätten ein Immunsystem, das zu Überreaktionen neige, genau die aber könnten durch den Zusatz von Wirkverstärkern ausgelöst werden.
Zusätzlich sei dem Impfstoff auch noch ein Quecksilber-haltiger Konservierungsstoff beigefügt. „Das Zeug hat man in heutigen Impfstoffen für Kleinkinder bewusst herausgehalten“, sagte Hartmann dem SPIEGEL.