An den Börsen dürfte die Entscheidung des IASB zumindest auf mittlere Sicht für neuen Schwung sorgen. Allein die deutschen Versicherer gebieten über Kapitalanlagen in Höhe von rund 1100 Mrd. Euro. Selbst wenn die Konzerne ihre Aktienquote nur um fünf Prozent erhöhen, fließen 55 Mrd. Euro. zusätzlich in die Aktienmärkte. Das ist fast ein Zehntel des Börsenwerts sämtlicher Dax-Konzerne.
Die Entscheidung des IASB stehe unmittelbar bevor, hieß es am Donnerstag in London, wo das mächtige Expertengremium seinen Sitz hat. Zwar dürfen die Gesellschaften Wertschwankungen bei großen Teilen ihrer Aktien auch heute bereits ignorieren. Jedoch galt als wahrscheinlich, dass das IASB dieses Privileg im Zuge des allgemeinen Trends zu mehr Transparenz kippen würde.
Die Entscheidung stelle „einen Paradigmenwechsel für die Kapitalanlagepolitik von Versicherern dar“, sagte Carsten Zielke, Managing Director bei der Société Générale in Frankfurt. Zielke ist Mitglied des Beratungsgremiums der EU-Kommission in Bilanzierungsfragen. „Institutionelle Anleger müssen jetzt deutlich umdenken, da nun endlich die Rechnungslegung dem langfristigen Charakter des Aktieninvestments gerecht wird“, sagte Zielke.
Skeptischer zeigte sich Frank Ellenbürger, Vorstand des Wirtschaftsprüfers KPMG. „Wenn das so kommt, ist das allenfalls ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.“ Viele für die Versicherer nachteilige Vorschriften blieben erhalten. Ellenbürger erwartet, dass die Versicherer nur geringe Aktienbestände in der begünstigten Kategorie halten werden, weil sie Veräußerungsgewinne nicht im Ergebnis verbuchen könnten.