Danach droht den Kassen im nächsten Jahr statt des bisher vom Schätzerkreis der Bundesregierung erwarteten Minus von 7,5 Milliarden Euro nur ein Fehlbetrag von maximal fünf Milliarden Euro. Ihn könnten die Kassen durch die in den vergangenen Jahren angesparten Rücklagen in gleicher Höhe ausgleichen, sagte IGES-Geschäftsführer Martin Albrecht dem Handelsblatt. „Der von der neuen Koalition geplante Rettungsschirm für die Krankenkassen ist nach unserer Einschätzung deshalb überflüssig.“
Das IGES-Institut ist eine unabhängige Forschungseinrichtung. Zuletzt hatte es im Auftrag der Monopolkommission eine Studie über den Bahnwettbewerb erstellt. Jährlich legt das Institut auch einen „Atlas“ zur Entwicklung der Arzneimittelkosten vor.
Die Koalition hatte sich darauf verständigt, neben der Arbeitslosenversicherung auch den Krankenkassen die wegen der Wirtschaftskrise entstehenden Mindereinnahmen durch einen einmaligen Steuerzuschuss von gut vier Milliarden Euro auszugleichen. „Auch die Höhe dieser Summe ist schwer nachvollziehbar. Nach unseren Berechnungen führt die Krise allenfalls zu Einnahmeausfällen von ein bis zwei Milliarden Euro,“ sagte Albrecht.
Sollte die Koalition gleichwohl am Zuschuss festhalten, würden die Kassen im nächsten Jahr nach Einschätzung des Instituts weitgehend ohne Zusatzbeiträge auskommen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen wollte sich zu den neuen Zahlen nicht äußern. „Wir gehen bis zum Beweis des Gegenteils von den Daten des Schätzerkreises aus. Den geplanten Zuschuss zum Schließen konjunkturbedingter Finanzlücken begrüßen wir ausdrücklich“, sagte eine Sprecherin.