Heute vor 80 Jahren crashte die Wall Street. Es folgte die große Depression. Die Verlauf der Ereignisse von 1928 - 1949 könnte frappierende Ähnlichkeiten zu der aktuellen Krise aufweisen. Allerdings reagierten die Regierungen damals und heute höchst unterschiedlich.
Aus aktuellen Gründen hier eine ältere Analyse von Jochen Steffens. Der wesentliche Unterschied beim "Krisenmanagement" von heute und damals war, dass in den 30igern die Regierungen sparten, statt Geld zu drucken.
Damals reagierten die Staaten mit Sparprogrammen und Steuererhöhungen,um steigende Defizite zu vermeiden, wie das Institut der deutschenWirtschaft in Köln (IW) in einer jüngst veröffentlichten Studieschreibt. Dazu kam verbreitet protektionistische Abschottung, mit derFolge, dass die Exporte weitgehend zum Erliegen kamen. Der Welthandelschrumpfte von 1929 bis 1933 um zwei Drittel.
Meines Wissens war es meingeschätzter Kollege Robert Rethfeld, der diesen Vergleich imZusammenhang mit einer Untersuchung zum Marktverhalten nach dem Platzenvon Aktienblasen als einer der ersten dargestellt hat. Dieser Vergleichentwickelt mittlerweile eine unglaubliche Synchronität. Dazufolgender Chart:
Der Nasdaq war einer der wenigenIndizes, die in den Jahren der Rally zwischen 2003 und 2007 nicht anseine alten Hochs gelaufen sind. Er ist dabei der einzige Index, dersich wie der Dow Jones nach dem großen Crash von 1929 verhielt.Nach dem Crash des Nasdaq im letzten Jahr wird die Synchonitätaugenfällig. Sowohl im Dow Jones, als auch im Nasdaq kam esfünf Jahre nach den ersten Tiefs zu einem erneuten Crash. Soweitperfekt. Uns interessiert aber natürlich die weitere Entwicklung.
Wie Sie sehen, erholte sich der Dow Jones1937 etwas und ging dann in eine sehr zähe Seitwärtsbewegungüber, die weitere 5 Jahre andauerte. Eine ähnlicheEntwicklung könnte uns auch im Nasdaq erwarten. Das wärenatürlich eine Katastrophe für die Aktienkultur. Schon jetztmerkt man an den Umsätzen und natürlich auch durchGespräche im Bekanntenkreis, dass die Menschen der Börsefernbleiben. Wenn es nun fünf Jahre so weiter geht, muss man sichernsthaft fragen, wie es dann um die Börsenlandschaft gerade inDeutschland bestellt sein wird.
Das Mega-Einstiegssignal
Falls die Synchronität weitergehen würde, hieße das, dass erst 2012-2013 das letzte Tiefin dieser Seitwärtsbewegung ausgebildet wird, und erst dann dieMärkte in eine neue, größere Aufwärtsbewegungübergehen. Allerdings wäre das natürlich der absoluteperfekte Einstieg, um wie Warren Buffett aus einem kleinenVermögen, ein riesiges zu machen.
Nur selten wird erwähnt,dass viele der großen und extrem erfolgreichen Fonds, von denenheute immer wieder die Rede ist, am Ende der großenSeitwärtsbewegung von 1960-1980 entstanden sind und somit bis zumJahr 2000 satte 20 Jahre Boomphase erlebten. Ein genialer Einstiegfür eine Buy and Hold Strategie nach Value-Kriterien. Und ausdiesem Blickwinkel verwundert es nicht, dass selbst ein Buffett jetzt,seitdem die große Boomphase vorbei ist, doch erhebliche Problememit der Performance bekommt. Aber das ist ein anderes Thema.
Dieses Szenario passt natürlich auch perfekt in meine Theorie dergroßen Seitwärtsbewegung, von der ich hier mehrfachgesprochen habe. Denn dann würde der Nasdaq100 das letzte Hocherst 2016 überwinden und das wäre dann schließlich daseindeutige Zeichen, dass die aktuelle Krise wirklich vorbei ist.
Weitere Ähnlichkeiten
Es gibt auch fundamentaleÄhnlichkeiten: Der Crash 1937 im Dow Jones wurde dadurchausgelöst, dass Roosevelt die Staatsverschuldung eindämmenwollte, die sich durch die im Jahr 1932 gestarteten Reformen des NewDeal massiv ausgeweitet hatte. In dem Moment, in dem das System nichtmehr mit Staatsgeldern geflutet wurde, kam es zu einem Einbruch derBörsen und der Wirtschaft. Man spricht in diesem Zusammenhang vonder sogenannten Roosevelt-Depression.
Auch 2007 wurde Liquiditätabgezogen. Alan Greenspan und später Ben Bernanke erhöhtennach und nach die US-Leitzinsen, um den Immobilienboom zu begrenzen.Letzten Endes war das der Auslöser für den Immobiliencrash,der wiederum Auslöser der Finanzkrise gewesen ist. Soweit bleibtdas Beispiel ähnlich.
1939 begann der Zweite Weltkrieg.Etwas später begann die Kriegsproduktion in den USA, diezunächst, ohne selbst beteiligt zu sein, Waffen undKriegsgerät für Frankreich und Großbritannienherstellten. 1941 traten die USA selbst in den Zweiten Weltkrieg ein.Spätestens ab dem Kriegseintritt der USA im Jahr 1941 ist der DowJones in einen Kriegsmodus übergegangen.
Man kann sich nun fragen, ob dieungeheure Liquiditätszuführung, die wir zurzeit sehen, inVerbindung mit den Konjunkturprogrammen vielleicht im Prinzip mitdieser Kriegsproduktion zu vergleichen ist. Für die Wirtschaftkönnte beides einen ähnlichen Effekt haben. Aber, und das istwichtig: Trotz dieser Kriegsproduktion stieg damals der Dow Jonesnicht.
Allerdings kann das natürlichwiederum daran liegen, dass der Index sich bereits im Kriegsmodusbefand. Das ist die knifflige Frage, auf die ich noch keine Antwortweiß.
Vielleicht bleibt die Synchronität bestehen
Zunächst bedeutet das oben Gesagte,dass auch aus fundamentalen Gesichtspunkten der Nasdaq noch weit insJahr 2010 ähnlich verlaufen könnte. Und dann muss man sehen,was passiert. Wir wissen schließlich noch nicht, was uns im Jahr2010 alles erwartet. Nur ein Beispiel: Die Situation im Iran wird immerundurchsichtiger und damit potenziell gefährlich. InnenpolitischeSpannungen wurden schon immer gerne durch Kriege überdeckt. Undwelche weiteren Auswirkungen ein Krieg zum Beispiel mit Israel habenwürde, kann zurzeit keiner vorhersehen.
Es gibt sowieso gerade zurzeit wiedereine Menge politischen Sprengstoff in der Geopolitik, der zumindesttheoretisch das Zeug dazu hat, größere Unsicherheit undvielleicht auch begrenzte Kriegsereignisse auszulösen. Vielleichtbestehen doch mehr Ähnlichkeiten zu der Situation des Dow Jonesdamals, als man denkt.
Hoffen wir jedoch, dass sich diesersynchrone Verlauf bald auflöst. Mir wäre es lieber, wenn dieMaßnahmen der Regierungen und der Notenbanken Früchtetragen. Geschichte muss sich nicht immer wiederholen, schließlichkönnen die Entscheider inzwischen auf einen reichenErfahrungsschatz zurückgreifen.