Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hat die neue Bundesregierung zu einem Kurswechsel in ihrer Finanzpolitik aufgefordert. „Die Zeit, nur auf Sicht zu fahren, ist nach unserer Einschätzung vorbei“, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel in einem Interview des Nachrichtenmagazins FOCUS. „Immer weitere Milliardenkredite bedeuten auch immer höhere Zinszahlungen, und der finanzielle Spielraum für die Politik wird immer enger. Deshalb lautet unsere Priorität: Haushalte konsolidieren. Das ist wichtiger als umfassende Steuersenkungen.“
Die Bundesregierung muss nach den Worten des BDI-Chefs angesichts der anhaltenden Finanzkrise zwar nach wie vor sehr flexibel reagieren. „Aber wenn wir 2016 in der Staatsverschuldung da sein wollen, wo wir laut Verfassung hinmüssen, sollten wir jetzt vielleicht noch nicht bremsen, aber vom Gas gehen“, sagte Keitel zu FOCUS. Beim Abbau von Subventionen müsse die Industrie auch selbst Vorschläge machen: „Die Wirtschaft wird ihren Beitrag zum Schuldenabbau leisten. Aber die Regierung muss an die großen Positionen ran: beispielsweise an die Sozialsysteme.“ Diese müssten auf ihre Effizienz überprüft werden. „Ich bin überzeugt, dass wir dort auf gewaltige Einsparpotenziale stoßen“, sagte der frühere Chef des Baukonzerns Hochtief. „Wenn ich frage, wo kommen die Arbeitskräfte her, sagen mir immer wieder die Unternehmer, eben nicht über die Arbeitsagenturen. Dort geben wir aber viel Geld für die Weiterbildung und Qualifizierung aus. Das passt doch nicht zusammen.“