'Straßenhändler, Ladenbesitzer und später auch Kleinbauern werden vonden Handelsriesen in den Ruin gedrängt. Mittlere und größerelandwirtschaftliche Betriebe gehören zu ihren bevorzugtenVertragspartnern. Kleinbäuerinnen und -bauern bleiben weitestgehendaußen vor', warnt Marita Wiggerthale, Handelsexpertin bei OxfamDeutschland und Autorin der Studie.
Bisher wird nur ein Prozent aller Lebensmittel in Indien inSupermärkten gekauft. Die Supermarktketten lockt dasMarkterschließungspotenzial von 99 Prozent. Die Ausbreitung der großenSupermarkt-Riesen in Indien werde weitreichende soziale undwirtschaftliche Folgen haben, so Wiggerthale: 'Die kleinenTante-Emma-Läden und der Straßenhandel ersetzen in Indien für großeTeile der Bevölkerung das soziale Sicherungsnetz. Das wird nun brüchig.'
Im indischen Einzelhandel arbeiten derzeit etwa 35 Millionen Menschen.'Der Markteintritt von Wal-Mart, Tesco, Carrefour und Metro wirdEinzelhandel und Landwirtschaft - die Sektoren mit der höchstenBeschäftigung in Indien - völlig umkrempeln', sagt Dharmendra Kumar,Direktor von India FDI Watch, einem Bündnis von Gewerkschaften,Berufsverbänden und Nichtregierungsorganisationen, das gegen dieLiberalisierung ausländischer Direktinvestitionen in Indien kämpft.'Bäuerinnen und Arbeiter, Verkäufer und Ladenbesitzerinnen,genossenschaftliche Läden und Verarbeiter, sie alle wären unmittelbarnegativ betroffen', so Kumar.
Die Liberalisierung von ausländischen Investitionen im Einzelhandel istein Streitpunkt in den laufenden Verhandlungen über einFreihandelsabkommen zwischen der EU und Indien. Anlässlich desEU-Indien-Gipfels am 6. November warnt David Hachfeld, Oxfams Referentfür europäische Handelspolitik: 'Das vorgeschlagene Abkommen würde dieMöglichkeit der indischen Regierung, Handel und Investitionenentwicklungsfreundlich zu gestalten, erheblich einschränken.' OxfamDeutschland fordert den Stopp der Gespräche, bis die Verhandlungstexteöffentlich sind und sichergestellt ist, dass das Abkommen eine sozialund ökologisch nachhaltige Entwicklung in Indien nicht behindert.
Die Studie 'Zur Kasse bitte!' als PDF:www.oxfam.de/download/zur_kasse_bitte.pdf