Während die reguläre US-Arbeitlosenquote im Oktober auf 10,2 Prozent stieg, befindet sich die alternative US-Arbeitslosenquote (roter Verlauf) im Oktober bei 17,5 Prozent.
Diese Quote erscheint auch deshalb wichtig, weil ja nicht nur die tatsächlich Arbeitslosen, sondern auch diejenigen, die nur Teilzeit arbeiten dürfen - obwohl sie üblicherweise auf Vollzeitarbeit angewiesen sind - das Konsumverhalten in den USA insgesamt negativ beeinflussen. Jedoch stellt sich die folgende Sentiment-Frage: Diese Daten sind seit 1995 rückwirkend ab dem Jahr 1994 Bestandteil der offiziellen US-Statistik. Sie werden jedoch erst in dieser Situation von Zeitungen wie der New York Times http://tinyurl.com/yezz77j analytisch aufgearbeitet. In dem verlinkten Artikel wird das Ausmaß der aktuellen Arbeitslosenquote mit derjenigen der großen Depression in den 30er Jahren verglichen. Hallo? Ein Vergleich mit den 30er Jahren scheint doch ziemlich gewagt. Damals betrug die „normale“ Arbeitslosenquote in der Spitze bis zu 25 Prozent (siehe Chart).
Diese Sentimentsicht legt nahe, dass aktuell ein zumindest vorläufiger Höchststand der US-Arbeitslosenquote erreicht sein sollte. Bestätigt wird eine solche Sichtweise durch die seit April rückläufige Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe.
Betrachtet man die Korrelation zwischen den Erstanträgen und der US-Arbeitslosenquote, so wird die voraus laufende Funktion der Erstanträge erkennbar (nächster Chart).
Der Zeitverzug beträgt zwischen zwei und dreizehn Monaten, wobei der Median sich im Bereich von vier bis fünf Monaten bewegt. Seit Anfang April sind bereits sieben Monate vergangen. Ergo: Es wird Zeit für ein baldiges Top an den US-Arbeitsmärkten. Angesichts unserer Erwartung einer Art Double-Dip-Rezession dürfte dieses Hoch zwar nur vorläufig sein, aber es sollte doch für einige Monate Bestand haben.
Historisch ist die Entwicklung der Arbeitslosenquote der beste Indikator für anstehende Leitzinserhöhungen gewesen (nächster Chart).
Wenn die monatliche Arbeitslosenquote einen oberen Wendepunkt erreicht hatte, dann reagierte die FED mit leichter Zeitverzögerung. Mit Blick auf die Entwicklung der Komponente Beschäftigung in den monatlichen Einkaufsmanagerindizes ist ein Aufbau an Beschäftigung bis dato nur im ISM Index für das verarbeitende Gewerbe (Anstieg von 46,2 auf 53,2 deutet auf Beschäftigungsaufbau hin) zu beobachten gewesen, das Momentum des Arbeitsplatzabbaus hat jedoch auch in den anderen Einkaufsmanagerindizes nachgelassen. Im für die Volkswirtschaft wichtigeren Dienstleistungssektor ergibt sich noch keine Verbesserung bei der Beschäftigungskomponente.
Die ganze Diskussion um eine „Exit-Strategie“ ist aber solange als eine Nebelbombe anzusehen, solange die Notenbanken weiteres Geld in den Kreislauf pumpen. Die FED wird bis Ende März 2010 weitere Anleihen im Volumen von bis zu 500 Mrd US-Dollar kaufen, die englische Notenbank hat in der vergangenen Woche eine geringe Auf-stockung ihres Wertpapierkaufvolumens um 25 Mrd Pfund bekannt gegeben (Abschluss des Programms in 3 Monaten). Der Trend der monetären Einschussphase hält bis über den Jahreswechsel an.
Fazit: Wir nehmen an, dass sich in den kommenden zwei bis drei Monaten eine leicht positive Tendenz im Bezug auf die US-Arbeitslosenquote ergeben dürfte. Das sollte den Blick jedoch nicht dafür verstellen, dass die US-Arbeitslosigkeit im Zuge einer Double-Dip-Rezession bereits ab dem Frühjahr/Sommer kommenden Jahres erneut zu steigen beginnen dürfte. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.
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