Der Vorstoß ist in mehrfacher Hinsicht heikel. Kritiker in Brüssel und den EU-Staaten haben erhebliche Datenschutzbedenken und sehen rechtliche Probleme. Zudem wollen die Schweden das auf ein Jahr angelegte Abkommen noch vor Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags am 1. Dezember durchdrücken. Mit ihm erhält das EU-Parlament erstmals Mitspracherechte in der Justiz- und Innenpolitik. Die zuständigen Minister sollen am 30. November über das Datenabkommen entscheiden.
„Es ist ein Affront, dass das Abkommen noch schnell ohne parlamentarische Kontrolle durchgepeitscht werden soll – nur einen Tag bevor der Lissabon-Vertrag in Kraft tritt“, sagte der Grünen-Europaabgeordnete Jan Philipp Albrecht. In Brüssel meldeten gestern unter anderem die Botschafter Deutschlands, Frankreichs, Finnlands und Österreichs Bedenken an, sagten Diplomaten.
Zwar sollen die Terrorfahnder im US-Finanzministerium ihre Anfrage begründen und „so eng wie möglich zuschneiden“, wie es in dem Entwurf heißt. Ist die auf dem Weg der Rechtshilfe gestellte Anfrage nicht präzise formuliert, „sollen alle relevanten Daten im Paket übermittelt werden“ – inklusive Name, Adresse, Konto- und Personalausweisnummer.
Zugriff hätten die Fahnder nicht nur auf Daten des belgischen Unternehmens Swift, das den Großteil der internationalen Überweisungsdaten in der EU, Afrika und Nahost verarbeitet. Dem Entwurf zufolge könnten die US-Ermittler auch nationale Zahlungsverkehrsdienstleister anzapfen.
Das Abkommen ausgehandelt haben die Schweden zusammen mit EU-Justizkommissar Jacques Barrot. Die Europäer wollen damit erstmals eine Rechtsgrundlage für den Zugriff der Amerikaner auf Bankdaten schaffen. Die Vereinbarung soll bis Januar 2011 gelten und dann unter Beteiligung des Europaparlaments durch ein neues Abkommen ersetzt werden.