Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sieht beim Managment der Regierung gegen die Finanzmarktkrise schwere Fehler. Das Krisenmanagement in Deutschland weise "erhebliche Defizite" auf, schreiben die fünf Wirtschaftsweisen in ihrem aktuellen Jahresgutachten, das dem Handelsblatt (Freitagsausgabe) vorliegt.
So bestehe unmittelbarer Handlungsbedarf "in einer zügigen und dauerhaften Bereinigung der Bankbilanzen sowie der Restrukturierung der Institute, deren Geschäftsmodell sich als nicht tragfähig erwiesen hat"
Das Bad-Bank-Modell der Bundesregierung zur Auslagerung von Problemaktiva funktioniert nach Ansicht der Ökonomen deshalb nicht, weil die Teilnahme der Banken freiwillig und die Konditionen wenig attraktiv seien, heißt es im Gutachten weiter. Die Sachverständigen prophezeien, dass das Angebot deshalb "nur in geringem Maße in Anspruch genommen werden dürfte". Aus demselben Grund sei auch die Restrukturierung der Banken ohne tragfähiges Geschäftsmodell nicht vorangekommen.
Der Bundesregierung empfehlen die Sachverständigen, "Banken bei mangelnder Eigenkapitalausstattung einem größeren Druck zur Auslagerung von Altlasten und zur Durchführung von Rekapitalisierungen" zu unterwerfen. "Wenn sie nicht in der Lage sind, Eigenmittel am Markt aufzunehmen, müsste dies durch den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung geschehen", schreiben die Wissenschaftler.
Banken ohne tragfähiges Geschäftsmodell müssten restrukturiert und bei Bedarf abgewickelt werden. Als Katalysator eines solchen entschiedenen Umgangs mit notleidenden Instituten könnten umfassende Stress-Tests dienen, deren Annahmen und Ergebnisse auf Einzelinstitutsbasis transparent gemacht werden.Die geplante Bündelung der Bankenaufsicht unter dem Dach der Bundesbank begrüßen die Wirtschaftsweisen. Allerdings sollte die Bundesbank neben der Bankenaufsicht auch für die Versicherungsaufsicht zuständig sein, heißt es in dem Gutachten.