Als enttäuschend bezeichnete Henkel jedoch den Kurs der neuen schwarz-gelben Regierung: „Der Neosozialismus hat hierzulande schleichend Einzug gehalten“, sagte er FOCUS. Deshalb propagiere er einen „Retroliberalismus im Erhardschen Sinne“. Auf die Frage, weshalb er sich nie aktiv für eine Rolle in der Politik entschlossen habe, sagt Henkel: „Ich hätte jämmerlich versagt. Ich hätte es wohl nicht geschafft, gegen meine Überzeugung Parteibeschlüsse zu verteidigen. Meine Verweildauer in einem Kabinett wäre wohl drei, vier Wochen.“
Henkel kritisierte im FOCUS-Gespräch die derzeit wieder Boni verteilende Bankenbranche, die aus der Krise nichts gelernt habe: „Es wird mal Zeit, dass sich die Bankenbranche da ändert, sonst ist das Szenario, dass dieser Sektor mal verstaatlicht wird, gar nicht so realtitätsfremd.“
In seinem neuen Buch „Die Abwracker“, dessen erstes Kapitel FOCUS als Vorabdruck veröffentlicht, geht Henkel mit Wirtschaftsmanagern wie Ex-DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp, der frühere Chef von Arcandor und Bertelsmann, Thomas Middelhoff, sowie VW-Patriarch Ferdinand Piëch hart ins Gericht. Er forderte die Gründung einer „Hall of Shame“ für Manager, die „in ihrem persönlichen Verhalten ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht wurden“. Ihn habe „die Tendenz, die gesamte Wirtschaft als Versammlung von Gaunern, Steuerhinterziehern, Schmiergeldzahlern darzustellen, immer sehr gestört. Daraus kam meine Idee, dass sich die Wirtschaft von schwarzen Schafen selbst distanzieren sollte.“