Berlin. Der Bad Homburger Fresenius-Konzern gehört zu den großen
Erfolgsgeschichten der Nachkriegszeit, doch hinter den Kulissen
tobt ein erbitterter Machtkampf um die Führung des Konzerns mit
seinen 127.000 Mitarbeitern und zwölf Milliarden Euro Umsatz.
Nach Informationen der BILD am SONNTAG hat die ehemalige Aufsichtsrätin
und Tochter des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Hans Kröner,
Gabriele Kröner, beim Landgericht Frankfurt eine Anfechtungsklage
unter anderem gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat
der Fresenius SE durch die Hauptversammlung der Aktionäre vom
8. Mai 2009 eingereicht. Die mündliche Verhandlung über die Klage
wurde für Februar anberaumt.
Bereits seit geraumer Zeit läuft beim Nachlassgericht Bad Homburg
eine Klage von Gabriele Kröner auf Absetzung des stellvertretenden
Fresenius-Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Schenk, der zugleich
Testamentsvollstrecker ist, “wegen pflichtwidrigen Verhaltens“.
Kröner, die von 1988 bis 2008 selbst Mitglied im Aufsichtsrat
von Fresenius war, zu BILD am SONNTAG: “Die Testamentsvollstrecker
mit Dr. Dieter Schenk an der Spitze haben die faktische Führung
des Konzerns an sich gebracht und schalten und walten seither
ohne Kontrolle. Diesen Zustand möchte ich beenden.“ Und weiter:
“Die massiven Interessenkollisionen müssen endlich abgebaut werden.
Man kann nicht gleichzeitig Testamentsvollstrecker sein, der
gemeinnützigen Stiftung vorstehen und ein expansives Dax-Unternehmen
als mächtiger Aufsichtsrat führen.“
Ermutigt fühlt sich Kröner durch einen Erfolg, den ein Aktionär
aus München jüngst gegen Fresenius erstritten hat. Mit Beschluss
vom 10. November stellte die Handelskammer des Frankfurter Landgerichts
fest, dass während der Hauptversammlung im Mai Auskunftsrechte
des Aktionärs verletzt worden sind. Die vom Vorstand unzureichend
beantworteten Fragen zielten vor allem auf die Vergabe von Mandaten
an eine bekannte Münchner Großkanzlei aus dem Jahr 2008 in einem
Umfang von circa einer Million Euro, die der Aufsichtsrat genehmigt
hatte. Mitinhaber der Kanzlei ist Fresenius-Aufsichtsrat Dieter
Schenk.
Dazu Kröner: “Dieser Beschluss des Landgerichts ist aus meiner
Sicht ein sehr starkes Indiz dafür, dass die von mir angestrengte
Klage gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgreich
sein wird.“
Bei Fresenius gibt man sich zurückhaltend. Sprecher Joachim Weith
sagte BamS: “Die Anfechtung der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat
war nicht Gegenstand der erstinstanzlichen Entscheidung im Auskunftsverfahren
vom 10. November 2009. Sie ist Gegenstand eines separaten Gerichtsverfahrens,
in dem Anfang Februar eine mündliche Verhandlung vor dem Landgericht
Frankfurt am Main stattfinden wird“. Allerdings: Im Februar wird
vor derselben Kammer wie jetzt verhandelt.