US-Rückzug „kein Thema“ - trotz defizitärem Geschäft.
Deutsche Post setzt für defizitäres US-Geschäft auf Partnerlösung
Konzern favorisiert Kooperation mit Expressdienst FedEx – US-Rückzug „kein Thema“
München. Die Deutsche Post setzt für ihr defizitäres US-Geschäft auf eine Allianz mit einem Partner: „Eine Kooperationslösung hat absolute Priorität“, erklärte eine mit den Vorgängen vertraute Person gegenüber €uro am Sonntag laut Vorabbericht (E-Tag: 18.5.2008). „Wunschpartner“ sei dabei der US-Expressdienstleister FedEx. Daneben gelte auch die US-Post als geeigneter Kandidat. Eine Lösung mit dem US-Wettbewerber UPS sei dagegen praktisch ausgeschlossen: „Das ist nicht vorstellbar“, hieß es.
Daneben prüfe der Konzern aber auch den Rückzug aus der Fläche. Nach diesem Modell würde DHL Express wichtige US-Stützpunkte („Hubs“) selbst betreiben und bei Zustellungen in der Fläche mit regionalen Anbietern zusammenarbeiten. Ein solches Modell gelte jedoch nur für den Fall, dass man keinen großen Partner finde. Ein vollständiger Rückzug aus dem US-Markt sei hingegen „kein Thema“, schreibt die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf informierte Kreise. Auch Post-Chef Frank Appel hatte einen solchen Schritt auf der Hauptversammlung des Konzerns vor wenigen Tagen kategorisch abgelehnt. Dies sei „keine Option“. Ein Post-Sprecher wollte sich auf Anfrage von €uro am Sonntag nicht äußern und verwies auf die bevorstehende Aufsichtsratssitzung.
Appel will dem Aufsichtsrat des Konzerns am 28. Mai seinen Vorschlag zur Lösung der US-Misere präsentieren. Allein im vergangenen Jahr hatte die Post rund 600 Millionen Euro auf ihre US-Tochter DHL Express abgeschrieben.
Analysten stehen einer möglichen Kooperation oder einem Gemeinschaftsunternehmen mit FedEx positiv gegenüber. „Davon könnten beide profitieren“, sagte Per-Ola Hellgren von der Landesbank Baden-Württemberg der Wirtschaftszeitung. So könne DHL seine Kosten über eine bessere Auslastung senken. Umgekehrt könnte FedEx von der starken Marktposition von DHL in Asien profitieren. Die Post hatte ihr Asien-Geschäft frühzeitig ausgebaut. Inzwischen ist DHL in China im Expressgeschäft die Nummer 1. Auch in anderen wichtigen Märkten wie Japan oder Südkorea gehört das Unternehmen zu den Marktführern. Diese Position könnte für FedEx interessant sein. Der US-Expressdienstleister hatte zuletzt mehrfach erklärt, man wolle in der Region expandieren.
DHL Express hatte erst unlängst mit der US-Gewerkschaft Teamsters einen neuen Tarifvertrag geschlossen. Danach erhalten die rund 10 000 Teamsters-Mitglieder künftig einen Stundenlohn von 8,35 Dollar und damit 3,35 Dollar mehr als bislang.