Sascha Kirschstein, der Torwart des Fußball-Zweitligisten RW Ahlen, soll sich an der
geplanten Manipulation des Spiels gegen Hansa Rostock (0:2) am 4. Oktober beteiligt
und dafür bis zu 50 000 Euro verlangt haben. Diesem Verdacht geht die
Staatsanwaltschaft Bochum nach, die ein Ermittlungsverfahren gegen eine Bande
mutmaßlicher Wettbetrüger führt. Hinweise auf eine Beteiligung Kirschsteins an der
beabsichtigten Schiebung ergeben sich für die Beamten aus über einem Dutzend
überwachter Telefonate zwischen mutmaßlichen Drahtziehern der Bande in den Tagen
vor dem Spiel. Bei diesen konspirativ geführten Gesprächen ist die Rede vom
„Torwart“, der „Nummer eins“ oder „dem von Ahlen, dieser Nummer eins“. Einer
der inhaftierten Hauptbeschuldigten, der in Nürnberg ansässige Marijo C., spricht
dabei auch von seinem „ehemaligen Nachbarn“, der „drei Monate neben ihm gewohnt“
habe. Die Fahnder glauben, dass damit „unmissverständlich der Torwart des
Vereins RW Ahlen, Sascha Kirschstein, gemeint ist, über den C. eine eventuelle Manipulation
absprechen will“ – demnach sollen C. und Kirschstein, der bis diesen
Sommer beim Zweitligisten Greuther Fürth in der Nähe Nürnbergs spielte, „gut miteinander
befreundet sein“. Laut der Akte sollten jeweils bis zu 25 000 Euro an zwei
weitere Ahlener Spieler fließen, die die Fahnder nicht schlüssig identifizieren.
Kirschstein soll C. zu verstehen gegeben haben, „dass er nicht möchte, dass andere
informiert sind, dass er an den Manipulationen beteiligt ist, während er jedoch
darüber informiert sein möchte, wenn jemand anderes beteiligt ist“. In einem Telefonat
fällt der Satz: „Notfalls würde jedoch auch der Torwart alles alleine regeln.“
Kirschstein wurde von den Ermittlern bereits angehört, er stellte sämtliche Vorwürfe
in Abrede. Sein Anwalt Horst Kletke will sich derzeit öffentlich nicht äußern. Unklar
blieb für die Ermittler, ob der Plan zur Manipulation in die Tat umgesetzt wurde.
DER SPIEGEL 52/2009