Stephen Green, Verwaltungsratschef der HSBC, der weltgrößten Privatbank, mahnt seine Branche und die Politik zu Ruhe und Sorgfalt bei anstehenden Reformprozessender Finanzmärkte: „Die – notwendige – Reform des kapitalistischen Systems ist viel zu wichtig, als dass man überstürzt handelt“, sagte er dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL.
„Sorgfalt ist wichtig. Wenn wir zu schnell agieren, können wir Fehler machen.“ Green warnte zugleich: „Zu viel Protektion und Regulierungkann den Handel zurückdrängen, was wiederum zuerst die ärmsten Länder treffen würde.“
Eine Boni-Besteuerung, wie sie in Großbritannien gerade beschlossen wurde,sei „nur eine kurzfristige Maßnahme“. Für die „grundlegenden Systemschwächen“ seien die Boni-Exzesse auch „eher unwichtig im Vergleich zum Gesamtschadender Krise“.
Der Finanzbereich habe zwar das Schlimmste hinter sich. „Aber die reale Wirtschaftwird es noch lange spüren“, so Green gegenüber dem SPIEGEL. „Die Zahl der Arbeitslosenwird in vielen Ländern noch steigen“, sagte der HSBC-Verwaltungsratschef, der sich zumindest um das Engagement seines Instituts in Dubai keine Sorgenmacht: „Dubai ist nicht Lehman, dazu hat das Land mit seinen Rohstoffen viel zu viele Aktiva. Die Verschuldung ist hoch, aber zu bewältigen.“
Trotz der Aufregungum die schlechte Verfassung Griechenlands rechnet Green auch nicht mit Staatsbankrotten: „Ich will und kann solche Schocks nicht ausschließen. Aber ich erwartesie nicht.“ Was den Datenklau aus der Schweizer HSBC-Dependance angeht, bekräftigte der 61-jährige Banker: Ein ehemaliger Mitarbeiter habe „sich widerrechtlichZugang zu Kundendaten verschafft. „Nach momentanem Stand unserer Recherchen betrifft das aber weniger als zehn unserer Kunden“, sagte Green.
Anmerkung der MMnews-Redaktion: Die Qualität der Aussagen Greens kann man an seinem Dubai-Statement messen: Dubai hat, entgegen den Aussagen Greens, keine Rohstoffe mehr. Der letzte Tropfen Öl wurde vor fünf Jahren gefördert. Insofern sind Sorgen um das Kreditexposure der HSBC in Dubai durchaus berechtigt!