Eineinhalb Jahre später dürfte ihnen, die sich damals über die in ihrer Branche herrschende Gier und Spielkasino-Mentalität aufregten und eine Rückbesinnung auf die Tugenden des ehrbaren Kaufmanns anmahnten, ebenso wie ihren Partnern Christopher Freiherr von Oppenheim und Dieter Pfundt das Lachen im Halse stecken bleiben. Dennihre Bilanz ist es, auf deren linker Seite nichts in Ordnung ist und in der rechts vom Eigenkapital wohl nicht allzu viel übrig wäre, hätte nicht vor allem die Deutsche Bank den Gesellschaftern eine Eigenmittelzuführung vorfinanziert.
Der Fall Oppenheim, das wird von Tag zu Tag deutlicher, ist ein Skandal, wie er selbst in der deutschen Bankengeschichte, die ja nun an zum Himmel stinkenden Vorkommnissen nicht gerade arm ist, Seltenheitswert hat. Sal. Oppenheim, das war mal eine Bank der Superlative, die größte Privatbankgruppe Europas, deren Verantwortliche irgendwann selbst glaubten, alles, was sie anfassen, werde zu Gold. Heute weiß man, dass Oppenheim tatsächlich eine Bank der Superlative ist: Setzt man die Geldvernichtung in Relation zur überschaubaren Größe des Instituts, dann gibt es in jüngerer Zeit kaum eine andere Zockerbude, in der so schnell so viel Kapital verjuxt wurde. Als hätte es nach missglückten Industriebeteiligungen,verlorenen Zertifikatewetten, fehlgeschlagenen Kredit- und Immobilienengagements oder der Lachnummer um den versuchten Verkauf der Tochter BHF-Bank noch eines Beweises für das kolossale Versagen bedurft, kommt nun zu allem Überfluss die Geschichte mit den dubiosenKrediten an Organmitglieder hoch.
Menschlich können einem die Beteiligten und die betroffenen Familien angesichts der Dimension dieser realen Tragödie, die sich kein Dramatiker ausdenken könnte, inzwischen wirklich leidtun. Dass die für die Misere Verantwortlichen als Banker abtreten müssen, ist dagegen überfällig. Sie können in Zukunft als begnadete Witzeerzählerauftreten.