IfW-Chef Scheide: "Die Gefahr eines Rückschlags ist vorhanden" / IMK-Chef Horn: W-förmiger Verlauf der Konjunktur "ist wahrscheinlich", 2010 droht effektiver Lohnverlust / RWI-Chef Schmidt erwartet "starken Anstieg der Arbeitslosigkeit noch in diesem Winterhalbjahr".
Führende Ökonomen warnen vor einem erneuten Absturz der deutschen Wirtschaftim kommenden Jahr. "Die Gefahr eines Rückschlags ist vorhanden",sagte Joachim Scheide, Prognose-Chef am Kieler Institut für Weltwirtschaft(IfW), zu SPIEGEL ONLINE. "Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines W-förmigenKonjunkturverlaufs sollte nicht unterschätzt werden."
Von einem W-förmigen Konjunkturverlauf sprechenÖkonomen, wenn sich die Wirtschaft nur scheinbar erholt, um dann erneutabzustürzen. Entscheidend sei nun die weitere Entwicklung bei den Banken,sagte Scheide. "Sollte es hier erneut zu massiven Abschreibungen kommen,könnte dies zu einer weiteren Krise führen."
Noch pessimistischer zeigt sich Gustav Hornvom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung(IMK). "Das W ist sogar wahrscheinlich", sagte er SPIEGEL ONLINE."Die Situation im Finanzsektor ist nach wie vor labil."
Die unsichere Lage werden im kommenden Jahrvermutlich auch die Arbeitnehmer zu spüren bekommen. Horn prognostiziert,dass die Tariflöhne 2010 nur um 1,6 Prozent steigen. Weil aber viele Menschenin Kurzarbeit seien und gleichzeitig übertarifliche Leistungen gestrichenwürden, dürfte unter dem Strich ein Minus stehen. "Effektiv werdenwohl 0,1 Prozent weniger ausgezahlt als 2009", sagte Horn.
IfW-Ökonom Scheide erwartet im kommenden Jahrbis zu 4,1 Millionen Arbeitslose. Auch der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt,Präsident des Rheinisch-westfälischen Instituts für Wirtschafsforschung(RWI), erwartet größere Probleme auf dem Job-Markt. "Wir gehen voneinem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit noch in diesem Winterhalbjahraus", sagte er SPIEGEL ONLINE.
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