Die Wirtschafts- und Finanzkrise des Jahres 2009 habe gezeigt, dass"Lug und Trug" und eine "verlotterte Moral" auf Institutionen undMärkte übergegriffen habe. Vielerorts, sagte Küng, sei "ein neuer Typvon Banker, Unternehmer oder Manager am Ruder", der reinerfolgsorientiert agiere und "von ethischen Prinzipien nicht sehrbestimmt" sei. Erfolg als solcher aber rechtfertige gar nichts: "Dannwäre auch der Aufseher eines Konzentrationslagers erfolgreich."
Die Wirtschaft benötige nach Auffassung Küngs zwar Eigeninteresse,persönliche Initiative und Wettbewerb, "nur muss eben überall dort auchMoralität und Integrität gelebt werden". Dafür sei nicht der Staatzuständig, da Gesetze "ohne Ethos umgangen, ignoriert unduminterpretiert" würden. Bei aller Kritik sieht Küng die Weltinzwischen aber auf dem Weg zu einem globalen Wirtschaftsethos.
Küng, der sich seit 20 Jahren mit wirtschaftsethischen Fragenbeschäftigt, hatte im Oktober vor den Vereinten Nationen in New Yorksein Manifest "Globales Wirtschaftsethos" vorgestellt.