Es ist geschafft! Der Dax ist am "Ziel 6000 plus", das ich Anfang Januar ausgegeben hatte.Damals stand ich noch ziemlich allein mit meiner Meinung. Aber gestörthat es mich nicht, denn die Mehrheit hat ohnehin selten Recht. ImGegenteil: Gerade weil so viele Leute so lange pessimistisch waren,konnte der Dax immer weiter zulegen. An einer "Mauer aus Angst"klettert es sich an der Börse bekanntlich am besten. Und wenn zu derAngst noch solche Unmengen an Geld kommen, wie sie Regierungen undNotenbanken in die Märkte gepumpt haben, dann sind damit schon zweiwesentliche Zutaten für das "Börsenerfolgsrezept 2009" genannt.
Aber wie geht es jetzt weiter? Es ist auf jeden Fall noch ein wenigPlatz nach oben, denn der Dax ist ja erst am unteren Ende meines vorzwölf Monaten genannten Zielbereichs von 6000 bis 6200 Punktenangekommen. Allerdings wird die Luft jetzt langsam dünner. Im Januarschrieb ich dazu: "In jedem Fall kann es also nicht schaden, spätestensdann vorsichtiger zu werden, wenn meine Zielzone '6000 plus' erreichtsein wird, und dann das Feld jenen zu überlassen, die bis dahin schonwieder gierig geworden sein dürften. Gewinne sichern und abwarten,könnte dann die Devise sein."
Und genau das scheint mir jetzt angebracht. Die erreichte Zone istnämlich aus drei Gründen besonders wichtig und könnte deshalb eine ArtBollwerk darstellen:
1. Damals - im September 2008 - war sie in den Charts eine wichtigeUnterstützung, die gebrochen wurde, also ein möglicher Boden, der nichtgehalten hat. Von unten ist sie damit nun ein Widerstand, durch den eskein leichtes Durchkommen geben wird. Ich weiß, ich weiß: Viele Leutehalten nichts von dieser ganzen Chartleserei, aber glauben Sie mir: Werso lange die Börse beobachtet hat wie ich, der merkt, dass bestimmtegroße Widerstände, Unterstützungen oder Trends auf jeden Fall ihreWirkung zeigen - und mag es nur deswegen sein, weil sehr vieleBörsianer darauf schauen.
2. Vor diesem Hintergrund gibt es ein weiteres Phänomen, das sichüber Jahrzehnte beobachten lässt: Märkte tendieren dazu, an wichtigeMarken, die gebrochen werden, noch einmal zurückzulaufen, selbst wennsie danach wieder abdrehen. Da die "6000 plus" so eine wichtige Markesind, war es für mich vor einem Jahr sehr wahrscheinlich, dass sie aufabsehbare Zeit noch einmal erreicht werden - wie jetzt geschehen.
3. Und der letzte Grund dafür, warum die Zone so wichtig ist, liegtin der Lehman-Pleite: Vor Lehman lag der Dax darüber, wegen Lehman fieler darunter, und ohne Lehman wäre der Durchbruch vermutlich gar nichtpassiert.
Das macht diese Zone zu einer Art Grenze zwischen Gut und Böse. Andieser Marke scheiden sich die Geister: Prallt der Dax ab, bleibt dieSituation "nach Lehman" erhalten, zumindest so lange diese Hürde nichtgenommen ist. Steigt er dagegen darüber - und zwar nachhaltig - wäreder Zustand "vor Lehman" wieder hergestellt - mit allen positivenKonsequenzen und einem daraus folgenden Dax-Ziel von 8000 Punkten.
Was spricht vor diesem Hintergrund dagegen, irgendwo zwischen 6000und 6200 die Ernte erst einmal einzufahren und in Ruhe abzuwarten,wohin die Reise gehen wird? Nichts, meine ich. Den genauen Punkt derErnte muss natürlich jeder für sich bestimmen. Aber wenn man erntet,kann im schlimmsten Fall nicht mehr passieren, als dass man ein paarProzent im Dax verpasst, sofern der Durchbruch wider Erwarten dochgleich gelingen sollte. In jedem anderen Fall hätte man ohnehin richtiggehandelt, meint Ihr
Raimund Brichta --->telebörse.de