Wenn der Markt die Hoffnung hatte,dass der US-Arbeitsmarkt sich weiter beruhigt, so wurde er heute bitterenttäuscht. Die Non-Farm-Payrolls, also die Stellen außerhalb derLandwirtschaft, gingen um satte 85.000 Stellen zurück.
Damit hatteniemand gerechnet. Analysten waren von einem unveränderten Wertausgegangen, lagen also weit daneben.
Nun ist mittlerweile bekannt, dasssich die Fed Sogen macht, weil der US-Arbeitsmarkt die Erholung in derWirtschaft nicht so recht umsetzt. Und diese Sorge ist selbstredendnicht unbegründet.
Auch wenn es keiner sehen will..
Die Fed kämpft immer noch gegenDeflationsgefahren, auch wenn viele Analysten es nicht wahrhabenwollen. Sie versucht alles, um zu vermeiden, dass die USA das gleicheSchicksal wie Japan nach dem Crash 1990 ereilt. Doch wie soll man ineiner generell schon eher deflationären Phase bei so einemArbeitsplatzabbau eine Inflation initiieren?
Inflation ist unter anderem abhängig von Beschäftigung
Einer der maßgeblichen Faktoreneiner normalen Inflation ist folgender: In einer wirtschaftlichenErholung finden immer mehr Menschen wieder Arbeit. Diese Menschenwerden mehr Geld verdienen, also mehr konsumieren. Das führt dazu, dassdie Nachfrage steigt. Wenn die Nachfrage steigt und das Angebot ersteinmal gleich bleibt, werden die Preise anziehen. In diesem Fallverdienen die Unternehmen mehr Geld bei gleichbleibendenProduktionskosten. Somit werden sie auch eher bereit sein, ihrenArbeitnehmern mehr Geld zu bezahlen. Gleichzeitig sinkt das Angebot anguten Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen müssen demnachmehr Lohn anbieten, um gleichbleibend hochwertig ausgebildeteArbeitnehmer zu finden. Es beginnt eine Lohn-Preis-Spirale. Sozumindest die Theorie.
In Umkehrung
Eins ist damit sicher: Ohne denUS-Arbeitsmarkt wird es schwierig nur über eine Abwertung des Dollarsund eine dadurch importierte Inflation die Auswirkungen der Deflationnachhaltig zu bekämpfen. Die Betonung liegt auf „nachhaltig“.
Zunächst werden dieVerbraucherpreise allein in indirekter Folge der extrem niedrigenZinsen anziehen, da sich dadurch die Geldmenge stark ausweitet. Diesen Effekt haben wir im Ansatz von 2004 bis 2005/6 schon einmal gesehen:
In diesem Diagramm ist dieEntwicklung der Verbraucherpreise der USA seit 1965 dargestellt.Deutlich erkennt man, dass sich die deflationären Ausreißer unter dieNulllinie seit 10 Jahren häufen. Gerde durch die Finanzkrise kam es zu massiven Einbrüchen.
Deflation führt zu Arbeitslosigkeit(das ist sozusagen die Lohn-Preisspirale rückwärts). Und so verwundertes nicht, dass die USA im Moment mit einer steigenden Arbeitslosigkeitbeo einem anhaltenden Stellenabbau zu kämpfen haben.
Ich hatte im Dezember schongeschrieben, dass man für weitere Prognosen zumUS-Arbeitsmarkt abwarten müsse, ob die besseren Werte im viertenQuartel nicht auch mit dem Weihnachtsgeschäft zusammenhängen. Mit deraktuellen Veröffentlichung zeigt sich, dass diese Vorsicht berechtigtwar. Die Hoffnung auf Schaffung neuer Stellen wurde erst einmalrelativiert.
Wenn nun auch noch im Februar undMärz ein weiterer Stellenabbau bekannt gegeben wird, muss man davonausgehen, dass die besseren Zahlen zum Jahresende 2009 tatsächlich zueinem gewissen Teil lediglich mit dem Weihnachtsgeschäft zusammenhingen. Das wäre ein Tiefschlag für die weitere Fed-Politik.
Doch grundsätzlich sollte dieNiedrigzinspolitik schon einen positiven Einfluss auf denArbeitsmarktes haben. Das bedeutet, wir werden mit hoherWahrscheinlichkeit positive Werte in diesem Jahr sehen, alles anderewäre eine Katastrophe. Es wird eben darauf ankommen, wie schnell unddynamisch die Belebung am US-Arbeitsmarkt wird.
Wieso reagieren die Märkte positiv?
Als letzte Frage bleibt, warum die Märkte diese schlechten Zahlen nicht mit einem deutlichen Kursrückgang quittieren.
In der ersten Reaktion kam es zueben diesem Kursrückgang, der jedoch schnell wieder hochgekauft wurde.Während ich das hier schreibe, ist der Nasdaq100 bereits wieder mitknapp 0,5 % im Plus. Diese scheinbar seltsame Reaktion hängt damitzusammen, dass durch diese schlechten Arbeitsmarktdaten dieWahrscheinlichkeit für Zinserhöhungen wieder abgenommen hat. Und dieswird gerade ausgepreist. Ob der Markt die Gefahren erkennt, alsobereits auf erneute Deflations- oder Rezessionsgefahren spekuliert,wird man erst im weiteren Verlauf erkennen.
Einfaches Spiel für Konjunkturdaten-Trader
Wie ich geschrieben habe: In dennächsten Monaten werden Zinserhöhungsängste immer mehr zum Thema Nr. 1an den Märkten werden. Einen ersten deutlichen Hinweis darauf haben wirheute gesehen. Das ist für Daytrader eine Art Trading-Eldorado.
Wenn Sie auf Konjunkturdaten traden,können Sie diese Zusammenhänge im Intradayhandel perfekt nutzen:Während die ersten Reaktionen des Marktes sich zumeist lediglich direktdarauf beziehen, ob die Konjunkturdaten über oder unter den Erwartungenlagen (Bsp.: Deutlich schlechter als erwartete Arbeitsmarktdaten ->der Markt fällt), können Sie sich an der Frage orientieren, ob dieseZahlen die Wahrscheinlichkeit für Zinserhöhungen erhöht oder senkt(Bsp.: Schlechte Arbeitsmarktdaten senken dieZinserhöhungswahrscheinlichkeit, somit sollte der Markt in einer zweiten Reaktion positiver reagieren).
Es wird in nächster Zeit also, sowie heute, zu einer ersten Reaktion kommen, die oft genug durch einezweite Reaktion in die andere Richtung abgelöst wird.
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