Summa summarum hält die EZB die Leitzinsen aktuell fürangemessen und lässt auch keine Neigung erkennen, den geldpolitischenKurs in naher Zukunft zu ändern. Trichet: Spekulation umeinen möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion absurd.
Die Europäische Zentralbank beließ den Leitzins auf ihrer heutigenSitzung auf dem aktuellen Niveau. Erwartungsgemäß brachte dieanschließende Pressekonferenz keine wesentlichen neuen Erkenntnisse.Die Notenbank hatte bereits im Dezember Details zur geplantenExitstrategie mit Blick auf ihre unkonventionellen Maßnahmenveröffentlicht. Laut Trichet wird es diesbezüglich bis zur Sitzung im März wohl keine neuen Entscheidungen mehr geben.
Auch die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation sowie desInflationsausblicks blieb weitgehend unverändert. Neu war hierlediglich Trichets Hinweis auf die geringe Kapazitätsauslastung und densich verschlechternden Arbeitsmarkt im Euroraum, was die Entwicklungder Investitionen und des Privaten Konsums aus Sicht der Notenbankdämpfen dürfte. Summa summarum hält die EZB die Leitzinsen aktuell fürangemessen und lässt auch keine Neigung erkennen, den geldpolitischenKurs in naher Zukunft zu ändern.
Relativ ausführlich äußerte sich Trichet in der Frage-/Antwortrunde zurSituation in Griechenland. Seines Erachtens sei die Spekulation umeinen möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion absurd.Gleichzeitig wies er daraufhin, dass es keine Sonderbehandlung einesMitgliedsstaates durch die EZB geben werde.
Dies kann als Hinweisdarauf verstanden werden, dass die Notenbank ihre Regeln zurRepofähigkeit von Anleihen nicht zugunsten Griechenlands ändern werde.Dies könnte dazu führen, dass Banken griechische Staatsanleihen nichtmehr zur Besicherung der Refinanzierungsgeschäfte mit der EZB verwendenkönnen, wenn die gelockerten Mindestanforderungen an das Rating derWertpapiere am Jahresende planmäßig auslaufen.
Wir halten es allerdingsfür unwahrscheinlich, dass die EZB nicht gegensteuern würde, wenn sichdurch den Wegfall der Repofähigkeit eine Zuspitzung derFinanzierungssituation in Griechenland abzeichnet.
Durch die Explosionder Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen in den letztenMonaten hat sich die Finanzierung bereits stark verteuert. Dies istunter dem Gesichtspunkt der Haushaltskonsolidierung zwar durchaussinnvoll, da es den Anreiz zu exzessiver Verschuldung verringert. Beieiner zu starken Verteuerung der Finanzierung könnte aber der gesamteStaatshaushalt ins Wanken geraten, da die gestiegenen Kosten kaum durchEinschnitte an anderer Stelle kompensiert werden können.
Zu einernochmals starken Ausweitung der Risikoaufschläge könnte es sehr schnellkommen, wenn Banken wegen des Wegfalls der Repofähigkeit nicht mehr ingriechische Staatsanleihen investieren würden.
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