Die Nachfolgeregelung des Ende Mai 2010 scheidenden Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Lucas Papademos, zieht sich in die Länge. Die Finanzminister werden erst Mitte Februar über den Kandidaten beschließen.
Nach Informationen der Börsen-Zeitung wird es auf dem Treffen der Ressortchefs der Euro-Staaten am 18. Januar keine Einigung geben. Im Rennen für den Vize-Posten sind die Notenbankgouverneure aus Portugal und Luxemburg, Vítor Constâncio (66) und Yves Mersch (60), sowie das Direktoriumsmitglied der Belgischen Nationalbank (NBB), Peter Praet (60), der dort unter anderem für Finanzstabilität zuständig ist.
Alle drei hatten sich zuletzt im Europa-Parlament einem Eignungstest unterzogen. In einem Statement des Parlaments vom Freitag hieß es dazu, sämtliche Kandidaten seien für den Vizejob in der EZB geeignet. Aus Teilnehmerkreisen verlautete dagegen, lediglich Praet und Mersch hätten überzeugt (vgl. BZ vom 15. Januar).
Als Grund für die Verzögerung gelten Vorbehalte Frankreichs gegen Mersch, den Favoriten Berlins. In Paris ist man um das „ideologische Gleichgewicht“ im EZB-Direktorium besorgt, heißt es im Umfeld der französischen Notenbank. Da als Nachfolger für EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, der 2011 abtritt, unter anderem Bundesbankpräsident Axel Weber im Gespräch ist, wird eine stärkere Stabilitätsorientierung der europäischen Geldpolitik erwartet, sollten Weber und Mersch das Führungsduo bilden. Mersch steht im EZB-Rat ebenso im Ruf eines „Falken“ wie Weber. Als Falken werden Währungspolitiker mit strikter Stabilitätsorientierung bezeichnet.