Am Anfang, in der Dämmerung, brennt sie noch einigermaßen hell. Dann, peu a peu, verliert sie ihre Leuchtkraft. Je mehr Menschen hier am Abend Elektrizität absaugen, desto weniger Licht spendet meine Birne.
Ab einem bestimmten Punkt läuft dann gar nichts mehr.
Ich habe mal mit einem Messgerät die Spannung in der Dose kontrolliert, kurz bevor es Dunkel wird. Von den versprochenen 220 Volt waren nur noch 90 Volt übrig.
Aber immerhin: Man erkennt das Bemühen des Energieversorgers, bis zum „Gehtnichtmehr“ durchzuhalten. Das erkenne ich an. - In den Industrienationen bricht ja schon bei 200 Volt alles zusammen. In den ländlichen Gebieten Ceylons ist das Alltag.
Früher gab es hier gar keinen Strom. Was für eine schöne Zeit: Abendessen bei Kerzenlicht. Im flackernden Schein einer Petroleum-Funzel verschlang ich ganze Bücher. Draußen stockdunkle Nacht. Das Rauschen des Meeres. Das Zirpen der Grillen.
Dank Stromausfall kann ich das auch heute noch erleben. Da sich der Zusammenbruch meist angekündigt, kann man schon mal in aller Ruhe Kerzen anzünden. Wenige Minuten später werden wir dann per Stromausfall in die echte Tropen-Romantik befördert.
Auf meinem kleinen Anwesen herrscht zwar strengstes Energiesparlampenverbot. Aber richtig schön wird es erst, wenn auch die Birne ihren Geist aufgibt.
Draußen, die wenigen Meter zum Strand, stockdunkle Nacht. Über mir prangt die Milchstraße. In der Ferne des pechschwarzen Ozeans flackert bizarr ein Gewitter.
Es ist Glühwürmchen-Zeit. Überall fliegen diese Käfer herum. Manchmal sammeln sich Tausende an einem Baum. Beeindruckendes Lichterspiel. Da kommt kein Weihnachtsbaum mit.
Manchmal schlägt der Hund an. Er rast wie wild durchs Schwarz des Gestrüpps. Unglaublich, wie er sich dort zurecht findet. Zielgenau erschnuppert er Schlangen, Varane, Stachelschweine. Nur die Affen in den Bäumen blicken belustigt auf den Vierbeiner – aus sicherer Höhe.
Wenn der Strom wieder fließt, wird eines klar: Die Engergiesparbirne hat die 3. Welt voll im Griff. Dort wo früher eine Glühbirne den Palmenhain romantisch aufhellte, flimmern heute drei Energiesparfunzeln und verwandeln das Ambiente in eine grelle Neonhölle. Und was passiert, wenn die Scheinlichtmacher ihren Geist aufgeben?
Milliarden von hochgiftigen Hightechfunzeln landen nicht etwa im Sondermüll. So etwas gibt es hier nämlich nicht. Die Giftlichter landen im Dschungel oder werden ins Meer gekippt.
Kürzlich wurde so ein Ding am Strand mir vor die Füße gespült. Moderne Flaschenpost einer Zivilisation, die sich „fortschrittlich“ nennt. Zerbricht eine solche Giftbirne, landen die Chemikalien im Meer. Dort wird das Gift von den Fischen aufgenommen und landet beim Dinner wieder auf unseren Tischen.
Kaum ein Strand, an dem nicht schon Plastiktüten angeschwemmt werden. Kaum eine Bucht auf diesem Globus, welche nicht durch Plastikflaschen verunziert wird. Und nun wird die Landschaft auch noch durch achtlos weggeworfene Giftbirnen verschandelt.
Leider aber kann man die Zeit wohl nicht mehr zurückdrehen. Nur manchmal, wenn der Strom ausfällt – dann glühen Erinnerungen an die schöne alte Zeit wieder auf.