Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften Stuttgart und Frankfurt gegen Porsche
und die Maple Bank sind umfangreicher als bislang bekannt. Die Staatsanwälte haben
nicht nur die Privathäuser der entlassenen Porsche-Manager Wendelin Wiedeking
und Holger Härter durchsucht, sondern auch das Haus eines Bilanzexperten
von Porsche. Bei der Maple Bank in Frankfurt, über die Porsche den Einstieg
beim VW-Konzern abwickelte, bekamen gleich sieben Manager Besuch von der
Staatsanwaltschaft. Laut Durchsuchungsbeschluss gehen die Ermittler unter anderem
dem Vorwurf nach, Porsche und die Maple Bank hätten „vorsätzlich und gemeinschaftlich“
den Kurs der VW-Aktie manipuliert.
Als Beleg werden zum Beispiel die Aktienkäufe und -verkäufe am 7. Mai und am 2.
Juni 2009 angeführt. Die Bank habe den Börsenpreis der VW-Aktie je nach der eigenen
Interessenlage erhöht oder gedrückt, heißt es im Durchsuchungsbeschluss.
Ziel könnte es gewesen sein, dass die VW-Aktie nicht zu stark fällt, weil Porsche
für die bereits erworbenen VW-Aktien dann außerplanmäßige Abschreibungen hätte
vornehmen müssen. Das VW-Papier sollte aber auch nicht zu stark steigen, weil
Porsche dann zu viel für weitere Aktienkäufe hätte zahlen müssen.
Die Maple Bank will auf Anfrage zum Ermittlungsverfahren und zu Kundenbeziehungen
grundsätzlich nichts sagen, betont aber, ihre Geschäfte „stets im Einklang
mit sämtlichen rechtlichen Vorgaben zu betreiben“. Für Porsche hat der Tübinger
Strafrechtler Joachim Vogel die Vorgänge untersucht. Er berichtete dem Aufsichtsrat
der Porsche Automobil Holding SE, es gebe „keine tragfähigen Anhaltspunkte“ dafür,
dass das Verhalten von Porsche beim VW-Einstieg „von September 2005 bis heute
kapitalmarkt- oder strafrechtlich zu beanstanden ist“.
DER SPIEGEL 4/2010