Vielleicht erinnern Sie sich noch.Ich hatte bereits vor Monaten auf die enge Korrelation zwischen demDollar und der Kursentwicklung der US-Indizes hingewiesen. JedeSchwäche des Dollars führte zu einem Kursanstieg der Indizes. DieEntwicklung des Dollar konnte demnach gut als Vorlaufindikator genutztwerden.
Vor einiger Zeit war die engeKorrelation aber auseinander gefallen. Der Dollar fing an, besondersgegenüber dem Euro, Stärke zu zeigen. Das hing unter anderem damitzusammen, dass die Probleme in der Euro-Zone zunahmen (Stichwort: Griechenland).
Ich hatte damals die Frageaufgestellt, ob nun auch die US-Indizes auf die Stärke des Dollarsreagieren werden, und es somit zu Kursrückgängen kommen würde. Sieerinnern sich, das war einer der Faktoren, die ich als Hinweis auf eineKonsolidierung genannt hatte. So hat sich die Situation weiterentwickelt:
Der Dow Jones - hier rot dargestellt- ist zeitversetzt der Dollar-Stärke (hier als Euro-Schwäche zu sehen)gefolgt. Würde man nun die Annahme zugrunde legen, dass die Korrelationweiter Bestand hat, müsste man zunächst mit einer Gegenbewegung zurAbwärtsreaktion rechnen, die sich etwas hinzieht. Anschließend solltedann eine zweite Abwärtsbewegung folgen.
Wie immer sollte man eine solcheKorrelation nicht überstrapazieren. Sie kann nur ein Hinweis untervielen sein. Gerade in dem obigen Beispiel ist die Aussagekrafteingeschränkt, da die Gleichförmigkeit der Bewegungen eigentlichbereits gestört ist. Sollte die aktuell startende Gegenbewegung jedochwieder in sich zusammenbrechen, muss mit einer zweiten Abwärtswellegerechnet werden.
Schwacher Euro gut für den Export
Interessant ist, dass sich dieProbleme, die der Euro durch Griechenland und andere in wirtschaftlicheNot geratene Mitgliedstaaten der EU bekommen hat, eigentlich ganzpositiv auswirken.
Ohne diese Probleme wäre der Eurovielleicht auf neue Rekordniveaus gestiegen. Diese Euro-Stärke wäreschnell zu einer Belastung für den Export geworden. Hier lassen sichübrigens fantastische „Verschwörungstheorien“ stricken – dazu gleichmehr.
Der Abwertungswettkampf
Ich hatte es hier vor einiger Zeitschon einmal geschrieben: Im Prinzip startete mit der Finanzmarktkriseeine Art Abwertungswettkampf der nationalen Währungen. Zum einen gehtes darum, mögliche deflationäre Tendenzen zu bekämpfen, wichtiger istes aber, der heimischen Industrie durch eine Abwertung der Währungeinen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt zuverschaffen.
Achtung Satire: Die Euro-Bashing-Verschwörung
In der EU gab es nun das Problem,dass alle den Euro wollten, weil der Euro scheinbar der letzte sichereWährungshafen (neben den Rohstoffwährungen) zu sein schien. Das führtedazu, dass der Euro stieg und stieg. Doch auch die EU hat Probleme mitDeflation und ganz besonders auch damit, bei einem weiter steigendenEuro die eigenen Produkte auf dem Weltmarkt zu platzieren. Die Exportegingen zum Teil dramatisch zurück. Hier musste was geschehen, nur was?
Es gab nur eine Möglichkeit: Dasgroße Vertrauen in den Euro musste irgendwie erschüttert werden. Und dakam Griechenland gerade recht. Eine Gefahr für den Euro wurdeheraufbeschworen (die sicherlich auch faktisch besteht). Gar von demEnde der Währungsunion wurde geredet, und schon war der Euro nicht mehrFluchtwährung Nummer 1 – perfekt inszeniert.
Die Lösung ex machina
Sobald die Krise größtenteils vorbeiist oder der Euro zu sehr abschmiert, wird schnell eine bereits fertigvorbereitete Lösung hervorgeholt und umgesetzt. Prompt ist dasVertrauen wieder hergestellt, die EU hat ihr vortrefflichesKrisenmanagement bestätigt, und der Euro ist rehabilitiert. Die Weltist wieder in Ordnung.
Leider befürchte ich, um wiederzurück zur Realität zu finden, dass diese „Verschwörungstheorie“ weitan der Realität vorbei geht. Zu durchtrieben und zu geschickt wäre einsolches Vorgehen. Oder was meinen Sie? Kann man ein derartvorausschauendes Denken von unseren EU-Politikern erwarten?
Hier endet also die Satire…
Es hat funktioniert - zunächst
Egal, ob gewollt oder ungewollt, derfallende Euro hat zunächst einen positiven Effekt auf den Export undwird sich somit auch positiv auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Wasnatürlich nicht passieren darf ist, dass der Euro zu sehr abwertet odertatsächlich die Euro-Zone auseinander fällt. Das könnte in der aktuellsowieso schon sehr angespannten Situation der Finanzmärkte und derWirtschaft verheerende Folgen haben. Aber das ist ein ganz anderesThema.
Steffens Daily --->stockstreet.de