"In der konventionellen Landwirtschaft werden nach wie vor Chemikalien verwendet, die Menschen krank machen und die Natur zerstören können", sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. "Sowohl die Anwendung von Spritzmitteln, als auch der Verzehr von behandeltem Obst, Gemüse und Getreide birgt gesundheitliche Risiken. Pestizide belasten zudem das Grundwasser, Amphibien, Insekten und Vögel. Nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft muss dafür sorgen, dass gefährliche Pestizide aus dem Verkehr gezogen werden."
Die Studie identifiziert 17 Spritzmittel, die deutsche Verbraucherbesonders häufig durch Lebensmittel aufnehmen. Darunter weiterhin dasBASF-Produkt Iprodion auf Kopfsalat, das trotz seiner vermutlich krebserregenden Wirkung eingesetzt wird. Oder das neurotoxisch wirksame Fungizid Cyprodinil von Syngenta, das Greenpeace in Tafeltrauben festgestellt hat. Im Vergleich zur 2008 von Greenpeace publizierten "Schwarzen Liste" hat sich die Zahl der gefährlichen Pestizide von 327 auf 451 erhöht.
Die heute veröffentlichte Neuauflage der Pestizid-Studie gibt aucheinen Überblick zu den Bemühungen des Lebensmittelhandels, Spritzmittel zu reduzieren. Die hausinternen Pestizid-Listen von Edeka und Rewe schließen beispielsweise entweder besonders gefährliche Wirkstoffe für den Anbau von Obst und Gemüse aus oder nennen weniger giftige Chemikalien für den Einsatz auf dem Acker. In der neuen Studie vergleicht und bewertet Greenpeace die unterschiedlichen Listen.
Zwar zeigen die Pestizid-Untersuchungen von Greenpeace seit 2007 einen Trend zu abnehmenden Rückständen in Obst und Gemüse auf. Im Gegenzug verstärkt sich die Tendenz, hohe Konzentrationen einzelner Pestizide durch geringe Dosen mehrerer Wirkstoffe zu ersetzen. Erst am Dienstag veröffentlichte Greenpeace die Untersuchung eines unabhängigen Labors, das 15 verschiedene Pestizide auf einem Salatblatt fand. Der Kopfsalat aus Italien wurde in einem Berliner Supermarkt verkauft.
"Auf Feldern, in Gewächshäusern und Gärten werden die verschiedensten Wirkstoffe versprüht", sagt Santen. "Damit wird auch der Verbraucher einer Gefährdung durch mögliche Kombinationswirkungendieser Chemie-Cocktails ausgesetzt. Aus Vorsorgeschutz müssen solche Mehrfach-Anwendungen sofort verboten werden."