Ökonom Neumann warnt vor Spaltung der Währungsunion. Währungsexperte gegen Finanzhilfen: Druck auf Griechenland erhalten – „Penetrante Schuldenmacher müsste man wieder rauszuwerfen“.
Griechenland sollte keinesfalls mit Finanzhilfen der EU geholfen werden, um seine Finanzkrise zu meistern. Der Bonner Ökonom Manfred Neumann, einer der renommiertestes Währungsexperten in Deutschland, warnt davor, Griechenland aus der Verantwortung zu entlassen.
„Wenn sich die EU bei Griechenland großzügig zeigt, karikiert sie die – durchaus vorhandenen – Sparanstrengungen anderer Länder“, sagte Neumann der am Samstag erscheinenden WirtschaftsWoche. „Griechenland ist ein Präzedenzfall.
Wie die EU damit umgeht, wird die Zukunft der Wirtschafts- und Währungsunion entscheidend beeinflussen. Jeder Staat mit Schuldenproblemen wird künftig die gleichen Hilfen einfordern, die Griechenland gewährt wurden. Wir geraten da auf eine gefährliche Rutschbahn.“
Auch die Idee, Griechenland durch eine gemeinsame Euro-Anleihe zu helfen, über die sich Griechenland zu niedrigeren Zinsen verschulden könnte, hält Neumann für gefährlich. „Das wäre ökonomisch fatal. Damit umgeht man die Disziplinierungsfunktion des Kapitalmarkts, der derzeit hohe Risikoaufschläge von Griechenland verlangt. Und das wiederum würde den Reformdruck in Griechenland senken.“
Da mit Spanien und Portugal weitere Länder an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten, fürchtet Neumann ernsthaften Schaden für den Euro. „Langfristig droht eine ökonomische Zweiteilung der Währungsunion in eine relativ stabile Nordzone und eine hochverschuldete, von Transfers abhängige Südzone.
Am Ende dieser Entwicklung könnten durchaus auch zwei verschiedene Währungen stehen“, so Neumann. „Es war ein zentraler Konstruktionsfehler der Währungsunion, dass man auf die Option verzichtete, penetrante Schuldenmacher einfach wieder hinauszuwerfen.“
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