Der ambulante Shop am Straßenrand brummt offenbar. Besonders attraktiv erscheint die Mischung der feilgebotenen Artikel.
Mein Blick gleitet über das Warenangebot dieser improvisiertenVerkaufsstelle: Exotische Früchte, Gebäckwaren, Zigaretten, Softdrinksund: eine Batterie Jonny Walker.
Armut und Alkohol - kein unbekanntes Duo! Das Volk der Khmer, alles Trinkspechte?
Allerdings scheint das Gesöff nicht in den Highlands destilliert wordenzu sein. Davon zeugen deutliche Gebrauchsspuren an der Flasche. DerInhalt stammt wohl irgendwo aus dem Dschungel. Die Etiketten sind zwar nichtmehr nagelneu aber durchaus geeignet, dem Trinker schottische Qualitätvorzugaukeln. Nach dem dritten Schluck ist’s eh egal, woher das Zeugstammt, denke ich...
Ich versuche mit dem Kioskbesitzer eine Diskussion über seinmerkwürdiges Warenangebot. Besonders interessiert mich der Unterschiedzwischen „Black Label“ und „Red Label“. Außerdem: manche „Red Label“Flaschen beinhalten nicht nur rötliche sondern auch gelblicheFlüssigkeiten. Da ist doch offensichtlich gepanscht worden! Ein klarerFall für den kambodschanischen Verbraucherschutz. Wird hier etwa dieMarke eines weltbekannten schottischen Blend-Whiskys beschädigt?
Leider war das Gespräch mit dem Kioskbesitzer wenig zielführend mangelsEnglischkenntis. Plötzlich hält eine Motorrad - Rikscha. Dem Kioskchefist sofort klar, was der Kunde wünscht. Der Griff zur Flasche, JonnyWalker.
Das kann doch nicht wahr sein! Da kommen die Leute mit ihren klapprigenKisten hier angefahren, haben kaum Knete und kaufen auch noch Schnaps?
Noch bevor mir merkwürdige Gedanken durch den Kopf schießen, öffnetsich statt des Mundes des Fahrers der Tankstutzen des Gefährts.
Binnen Sekunden ist der Inhalt der Flasche im Motorrad verschwunden.Scheint ja wirklich hochprozentig zu sein, dieser Sprit. Ich setze eineerklärungsbedürftige Mine auf.
Nein, was da zwischen Keksen und Limo lagert ist kein Schnaps, sondernBenzin. Und wer in Kambodscha tanken will, der erledigt dies anambulanten Verkaufsstellen, die man in diesem Land überall am Wegesrandsieht. „Red Label“ und „Black Label“ sind offenbar Kraftstoffeunterschiedlichen Oktangehaltes – so wie bei uns „Normal“ oder „Super“.Sowas steht selbstverständlich in keinem Reiseführer!
Gewarnt werden sollte der unerfahrene Tourist auch vor LiterflaschenCola oder Fanta. Was da in appetitlichen Farben in den Behälternschimmert sind keineswegs überzuckerte Softdrinks, sondern verschiedeneKraftstoffmischungen - nicht gerade kindersicher präsentiert.
Wer seinen Kleinen in Kambodscha also eine Erfrischung kaufen will,sollte deshalb vorher unbedingt erst mal mit einem Streichholz testen,ob es sich nicht um Benzin handelt, was da als „Fanta“ verkauft wird.Sonst kann man böse Überraschungen erleben…