Nur mithilfe komplexer Finanzdeals gelang es den Griechen unter der Regie von Goldman Sachs, die statistischen Angabenzur Staatsverschuldung so zu schönen, dass dem Euro-Beitritt nichts mehr im Wege stand.
Der Hintergrund: Anfang 2002 einigten sichGriechenlands Schuldenverwalter und die US-Bank Goldman Sachs nachInformationen des Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL auf einGeschäft mit sogenannten Cross-Currency-Swaps.
Damit sollten in Dollar undYen aufgenommene Staatsschulden von rund zehn Milliarden für einegewisse Laufzeit in Euro getauscht werden und dann wieder zurück. ImGegensatz zu herkömmlichen Swaps wurde bei diesem Geschäft mit fiktivenWechselkursen gearbeitet.
Griechenland erhielt dadurchnicht den aktuellen Euro-Gegenwert von zehn Milliarden Dollar oder Yen,sondern dank des viel günstigeren Wechselkurses eine deutlich höhereSumme.
Goldman Sachs verschaffte den Griechen so einen zusätzlichen Kredit von schätzungsweise bis zu einer Milliarde Dollar.
In der AthenerSchuldenstatistik erschien der Zusatzkredit nicht. Die Melderegeln vonEurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, erfassenTransaktionen mit Finanzderivaten nur unzureichend.
Als Gegenleistung für den dubiosen Deal musste Griechenland bis 2009 in Tranchen die vereinbarte Summe von 300 Millionen Dollar an Goldman zahlen, - was die Schuldenmisere des Landes zusätzlich verschlimmerte. Und da es in Griechenland so gut funktionierte, hat Goldman seine Dienste offenbar auch Italien angeboten, berichtet die "New York Times"..
Der Zeitung zufolge lief das Geschäft im Prinzip nach dem Motto: "Wir geben dir jetzt Geld und später zahlst du den Betrag plus Zinsen zurück". Das Geld tarnen wir in komplexen Finanzderivaten, so dass es nicht als Kredit in der Statistik auftaucht. Um die Verschleierung perfekt zu machen wurden eigens eine Reihe von Unternehmen gegründet.
Eine Gesellschaft namensAeolos habe dabei geholfen, die Schulden zum Verschwinden zu bringen.Als Gegenleistung für den Deal habe Griechenland künftige Einnahmeneingesetzt, berichtet das Blatt: Etwa Landegebühren an Flughäfen undAutobahn-Maut. Über eine weitere Gesellschaft namens Ariadne seienschon im Jahr 2000 künftige Einnahmen der staatlichen Lotterie aufdiese Weise weggetauscht worden.
In beiden Fällen seien die Geschäfte als Verkäufe und nicht alsKreditaufnahmen eingestuft worden - was schon damals umstritten war.Noch im Jahr 2008 kritisierte die Aufsichtsbehörde Eurostat, dieWährungsdeals seien "in einer Reihe von Fällen" möglicherweisegestaltet gewesen "um ein bestimmtes Buchhaltungs-Ergebnis zu erzielen,unabhängig vom ökonomischen Sinn der Operation".
Die "New York Times" zitiert nun einen hochrangigen Manager derRating-Agentur Moody's mit den Worten, die Deals würden fürGriechenland aufgrund der jahrelangen Verpflichtungen am Ende sicherein Verlustgeschäft.