Für Phosphor gibt es keinen Ersatz
Die Phosphor-Krise kommt. Das sagt Biochemiker und Science-Fiction-Autor Isaac Asimov: „Lebewesen können sich vermehren, bis der Phosphor vollständig verbraucht ist. Unerbittlich kommt dann das Ende, und niemand kann es verhindern.“ Und: „Wir können Kohle durch Kernkraft ersetzen, Holz durch Kunststoffe, Fleisch durch Hefe, Freundlichkeit durch Isolation – aber für Phosphor gibt es keinen Ersatz.“
Phosphor ist nicht weit verbreitet. Der Anteil in der Erdkruste beträgt etwa 0,11 Prozent. Es gibt nur noch wenige gewinnbare Vorräte. Als Düngemittel ist der Stoff, der die Pflanzen wachsen lässt, unverzichtbar. In den letzten Jahren stieg der Phosphor-Verbrauch nicht zu letzt wegen des Anbaus von Biokraftstoffen deutlich an. Allein deutsche Landwirte bringen pro Jahr 300 000 Tonnen Phosphat-Mineraldünger auf ihre Äcker aus, Tendenz steigend. Weltweit werden jährlich etwa 75 Millionen Tonnen Phosphatminerale abgebaut und zu Dünger verarbeitet.
Die Ressourcen sind endlich
Bei steigendem Phosphor-Verbrauch ist das Ende nahe. Wie lange die Vorräte reichen, ist unter Experten umstritten. Pessimisten gehen von 40 Jahren aus. Optimistische Prognosen nennen gut 100 Jahre als Zeitraum. Da aber weltweit immer mehr Biokraftstoffe gewonnen werden und immer mehr Menschen die Erde beackern dürfte Phosphor womöglich früher knapp werden.
China größter Phosphor Lieferant
Mit Abstand der größte Phosphorproduzent ist China. Doch das Land braucht den Rohstoff zunehmend selbst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass China sogar in Zukunft als Phosphor Lieferant ganz ausfällt - wegen Eigenbedarf. Wichtige Lagerstätten gibt es noch in Nordafrika, USA und Russland. Auch auf der Pazifikinsel Nauru gab es bedeutende Vorräte. Sie waren im Jahr 2005 aber erschöpft.
Hoffnung aus Australien
Derzeit ist kaum eine neue Lagerstädte in Sicht. Nur das australische Unternehmen Arafura Resources, welches im Jahr 2011 Seltene Erden produzieren will, kommt als zusätzlicher Anbieter auf den Markt. Bei der Produktion von Selten Erden entsteht bei Arafura Phosphor - als Abfallprodukt. Die Mengen sind zwar beträchtlich, dürften aber angesichts des weltweiten Bedarfs wie "ein Tropfen auf dem heißen Stein" wirken.
China erhöht Ausfuhrsteuern auf Phosphor von 20% auf 120%
In einem vollkommen überraschenden Schritt erhöhte China am 20. Mai die Ausfuhrsteuern für Phosphor auf 120%. Ein Preis-Schock für die Phosphor verarbeitende Industrie. Experten befürchten nun, dass dies demnächst auch für den Bereich der Selten Erden drohe. China verfügt über 80% des weltweiten Phosphorvorkommens. Auch im Bereich der Seltenen Erden ist China Weltmarktführer. Derzeit gibt es kaum Alternativen im Bereich der Seltenen Erden. In Marktkreisen wird befürchtet, dass China seine quasi Monopolstellung bei Seltenen Erden und Phosphor in Zukunft weiter dazu nutzen will, die Preise drastisch nach oben zu führen.
Die Erhöhung der Ausfuhrsteuer auf Phosphor wird von Experten damit begründet, dass China den Rohstoff nun selbst benötige, um die Reisproduktion anzukurbeln. Phosphor ist wichtiger Rohstoff im Bereich der Düngemittel und unabdingbar bei der Agrarproduktion. Mit der Preiserhöhung bei Phosphor befürchten Experten nun auch einen neuen Schub bei den Agrarrohstoffen, wie Reis und Weizen.
Von der Preiserhöhung ist nicht nur der Agrarsektor betroffen. Phosphor ist auch wichtiger Rohstoff in der Spezialchemie. Einige Unternehmen haben per heute schon Preiserhöhungen angekündigt.
So hat die Lanxess AG mit sofortiger Wirkung die Preise für alle Phosphorverbindungen erhöht. Der Spezialchemie-Konzern begründete diesen Schritt am Mittwoch mit dem signifikanten Anstieg des Preises für den Rohstoff Phosphor. China verfügt über etwa 80% des weltweiten Phosphorvorkommens. Das Land habe zum 20. Mai die Ausfuhrsteuern von 20% auf 120% erhöht. Die Preisanhebung bei der in Leverkusen ansässige Lanxess richte sich nach dem Phosphorgehalt in dem jeweiligen Produkt, sagte Lanxess-Sprecher Ralph.