Führende Ökonomen in Deutschland haben davor gewarnt, Griechenlandwegen Überschuldung aus dem Kreis der Euro-Länder auszuschließen. Sowarnten der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung(DIW), Klaus Zimmermann, und der Chefvolkswirt der Dekabank, UlrichKater, im Gespräch mit Handelsblatt Online vor einem Dominoeffekt. DerDirektor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK),Gustav Horn, nannte die Möglichkeit eines Ausschlusses bei HandelsblattOnline „völlig abwegig“.
Zimmermann sprach von einem „Fehlermit Dominopotenzial“. Griechenland stehe zwar nur für 2,5 Prozent desBruttoinlandsprodukts (BIP) im Euroraum. Zusammen mit den anderen ausseiner Sicht unter Druck stehenden Ländern Portugal, Spanien undItalien steige der Anteil aber auf ein Drittel. „Klare Finanzzusagenund Forderungen nach einem Ausschluss von Staaten aus dem Euroraum sinddeshalb kontraproduktiv“, sagte der DIW-Chef. Die Staaten müsstenvielmehr aufgefordert werden, sich durch ein überzeugendes eigenesSanierungsprogramm aus der Krise herauszumanövrieren. Dass Griechenlandes bis 2013 schafft, das Defizit unter drei Prozent zu drücken, seiallerdings „illusorisch“, fügte Zimmermann hinzu.
IMK-ChefHorn erklärte, die Idee eines Rauswurfs aus der Euro-Zone gehe von derfalschen Vorstellung aus, es gebe nur einen Schuldigen in der CausaGriechenland. Für manipulierte Haushaltszahlen sei das griechischeStatistikamt und nicht der griechische Staat verantwortlich. Gleichwohlmüsse die EU von den Griechen verlangen, diese Schuldenkosmetik inZukunft durch grundlegende Reformen zu verhindern. Auf Dauer müssezudem das ausufernde Staatsdefizit wie in allen übrigen Euro-Ländernzurückgeführt werden.
Horn wies überdies darauf hin, dass Griechenlandin den vergangenen Jahren ein höheres Wachstum ausgewiesen habe als diemeisten Staaten der Euro-Zone. „Die Wachstumseinbußen in der Krisewaren zum Beispiel deutlich geringer als in Deutschland“, sagte derÖkonom. Daher sei „die Hochnäsigkeit mancher deutscher Politiker völligfehl am Platz“. Hinzu komme, dass auch Deutschland durch permanenteLohnzurückhaltung gegen die europäische Stabilität verstoße. „Wer alsosollte die Euro-Zone verlassen?“, fragte Horn und fügte hinzu: „Beialldem sollte nicht vergessen werden, dass die Hysterie um dieangeblich bevorstehende Staatspleite Griechenlands auch das Ergebnisspekulativer Attacken ist, die von den nicht nachvollziehbaren Urteilenangelsächsischer Rating-Agenturen ausgelöst wurden.“
Dekabank-ChefvolkswirtKater sagte, der Ausschluss eines EU-Landes aus der Währungsunion seinicht nur technisch schwierig zu handhaben. „Er würde an den Märkten zunoch mehr Turbulenzen führen als dies ohnehin schon der Fall ist.“ EinRauswurf würde zudem der politischen Dimension der Währungsunionwidersprechen, die ja einigende Wirkung in Europa entfalten solle.Kater ist daher überzeugt: „Das Schicksal einer Währungsunionentscheidet sich daran, ob die Teilnehmer ein gemeinsames Verständnisvon Regeln des Währungsverbundes entwickeln und umsetzen können.“