Die wirkliche Tragweite des Skandals um die GR-Bilanztricks. "Wo Goldman hilft, droht die Staatspleite". Die Griechenland-Tragödie im Mittelpunkt eines geldpolitischen Pokerspiels. / Warum die EU einen schwachen Euro will. / Wie USA und GB die Krise ausnutzen. / Warum die Tausende Milliarden Staatshilfen am Ende doch nichts nutzen und der Zerfall der Weltordnung deshalb programmiert ist.
Eine Analyse des GlobalEurope Anticipation Bulletin (GEAB)
Nach unserer Auffassung sind die tausenden Milliarden, die die Staatenaufgewandt haben, um « durch die Krise zu kommen » verpufft. Dieseriesigen Summen vermochten lediglich, den Ablauf der umfassendenweltweiten Krise ein paar Monate zu hemmen.
Von dieser Politik wirdjedoch nur ein Ergebnis von Dauer bleiben: Nunmehr sind auch dieStaaten in den von den Finanzmärkten erzeugten Strudel geraten, der siein die Pleite reißen wird.
Wir sagen in dieser 42. Ausgabe desGEAB eine massive Verschärfung der Krise im zweiten Quartal 2010voraus, wenn die Krise, deren Folgen vorübergehend durch massivenstaatlichen Geldeinsatz neutralisiert waren, wieder virulent und denStaaten das Geld für weitere Krisenbekämpfungsmaßnahmen fehlen wird.
Heute ist es etwas mehr als ein Jahrher, dass wir vorhersagten, dass zum Jahresende 2009 die Phase desZerfalls der Welt- und öffentlichen Ordnung einsetzen würde. Jeder kannfeststellen, dass diese Entwicklung eingesetzt hat: Immer mehr Staatenstehen vor dem Bankrott, die Arbeitslosigkeit steigt massiv an,Millionen Menschen fallen aus den Maschen derSozialversicherungssysteme, Gehälter werden gekürzt, Leistungen deröffentlichen Daseinsvorsorge gestrichen, Chaos bricht in derWeltordnung aus (Scheitern des Kopenhagener Gipfels, wachsendeSpannungen zwischen China und USA, zunehmende Wahrscheinlichkeit füreinen Krieg zwischen USA/Israel und Iran, globale Währungskonflikteusw.) (1) Und doch ist dies nur der Anfang dieser Phase, derenzeitlichen Ablauf wir in der nächsten Ausgabe des GEAB detailliertvorhersagen werden.
Die massive Verschärfung derumfassenden weltweiten Krise wird von der Beschleunigung bzw. derVerstärkung von fünf negativen Grundtendenzen gekennzeichnet sein:
- Die zunehmende Unfähigkeit der Staaten, ihre wachsenden Defizite zu finanzieren und die dadurch verursachten Staatsbankrotte;
- die bei den Banken anstehenden massiven Forderungsausfälle und ihre Auswirkungen auf deren Kapitalausstattung sowie die Unfähigkeit der Banken, ihre eigenen langfristigen Verbindlichkeiten kurzfristig zu finanzieren
- Der unvermeidliche Anstieg der Leitzinsen
- Die Verschärfung internationaler Spannungen
- Die wachsende soziale Unsicherheit
In dieser 42. Ausgabe des GEAB stellen wir unsere Analysen undVorhersagen zu den ersten drei Trends dieser Entwicklung vor. Darüberhinaus beschreiben wir, wie nach unserer Ansicht Russland die Krisemeistern können wird. Und selbstverständlich legen wir unseremonatlichen Ratschläge vor.
Weiterhin werden wir in diesem Kapiteldes GEAB uns zu Griechenland äußern. Zum einen, weil man an diesemBeispiel eindringlich darstellen kann, was uns im Jahr 2010 bevorsteht;zum anderen, weil damit das perfekte Beispiel dafür geboten ist, wiedie Berichterstattung über die globale Krise heute zu einer„Kriegspropaganda“ degeneriert ist, mit der sich Interessengruppen ineinem sich permanent verschärfenden Konflikt widerstreitender Zielebekämpfen.
Die Medien werden in den folgenden Monaten und Jahren einentscheidender Vektor der Manipulation der öffentlichen Meinung werden.Wer in Zukunft noch zwischen und hinter den Zeilen der herrschendenBerichterstattung lesen können möchte, muss die grundlegendenMechanismen verstehen und erkennen können.
Entwicklung der Schuldenvolumina, die China von den USA kauft, derAusgabe von US-Schuldverschreibungen und des Anteils Chinas an demGesamtvolumen der US-Schulden (2002 – 2009) - Quellen: US Treasury,Haver Analytics, New York Times
Warum Griechenland der Baum ist, hinter dem ein Wald versteckt werden soll:
Seit einigen Wochen treibt Griechenland und die Gefahr seines BankrottsMedien und Experten um. Bevor wir uns im Detail hierzu äußern, möchtenwir fünf grundlegende Überlegungen vorstellen, auf die sich unsereAnalyse stützt:
Griechenland ist der Baum, mit dem der Wald der ausufernden Staatsschulden (insbs. der Washingtons und Londons) und der erneuten Verschärfung der weltweiten Wirtschaftskrise, die insbs. die USA heimsuchen wird, versteckt werden soll
1. Wie wir bereits in unseren Vorhersagen für 2010 in der 41 Ausgabe des GEAB schrieben (GEAB N°41,wird Griechenland in den nächsten Wochen wieder vom Radar derinternationalen Berichterstattung verschwinden. Griechenland ist derBaum, mit dem der Wald der ausufernden Staatsschulden (insbs. derWashingtons und Londons) und der erneuten Verschärfung der weltweitenWirtschaftskrise, die insbs. die USA heimsuchen wird, versteckt werdensoll (2).
2. Griechenland und seineStaatsfinanzen sind eine innere Angelegenheit der Eurozone und der EU;die aktuelle Lage bietet den verantwortlichen EU-Behörden die einmaligeGelegenheit, Griechenland, das allgemein als gescheiterte Erweiterunggilt, zu bewegen, seine überkommenen und verkommenen politischen undwirtschaftlichen Strukturen zu reformieren. Die anderen Länder derEurozone, allen voran Deutschland, werden alles daran setzen, diegriechischen Eliten im Austausch für ihre Hilfe zu zwingen,Griechenland auf die Höhe des 21. Jahrhunderts zu führen. Weiterhinbietet die aktuelle Situation angesichts des geringen AnteilsGriechenlands von 2,5% an der Wirtschaftsleistung der Eurozone (3) dieMöglichkeit, Instrumente zu entwickeln, mit denen die Eurozone inKrisenzeiten stabilisiert werden kann. Dies fehlt nämlich bisher in derKonstruktion der Währungsunion (4).
Die Regierungen und Medien Großbritanniens und der USA nutzen die Situation, um die katastrophale Entwicklung ihrer Wirtschaften und öffentlichen Finanzen zu verschleiern und die Attraktivität der Eurozone für Investoren zu verringern
3. Die Regierungen und MedienGroßbritanniens und der USA nutzen die Situation, um die katastrophaleEntwicklung ihrer Wirtschaften und öffentlichen Finanzen zuverschleiern und die Attraktivität der Eurozone für Investoren zuverringern, deren Gelder sie dringendst benötigen. Im letzten Jahrprobten sie die selbe Strategie in den Horrorszenarien von denStaatsbankrotten in Ost-Europa, die europäische Banken und damit diegesamte Eurozone in den Abgrund reißen würden (5). Auch würdenWashington und London es freudig begrüßen, wenn der IWF die Kontrollein Griechenland übernehmen könnte. Im Umweg über diese Behörde, die sieabsolut kontrollieren (6), könnten Großbritannien (7) und die USA indie Geldpolitik der Eurozone hineinregieren.
Die Regierungen der Euroländer sind zur Zeit über die Schwäche des Euro begeistert. Sie wissen allerdings genau, dass diese Schwäche nicht von Dauer sein wird.
4. Die Regierungen der Euroländer sindzur Zeit über die Schwäche des Euro begeistert. Sie wissen allerdingsgenau, dass diese Schwäche nicht von Dauer sein wird, da Dollar undbritisches Pfund früher oder später zusammenbrechen werden. Aber dievorübergehende Entlastung für die Exportindustrie der Euroländer wirdmit viel Wohlwollen gesehen.
5. Die Spekulanten, ob Hedge Fondsoder Investmentbanken, oder normale Geschäftsbanken, die große Summenin Griechenland investiert haben (8), eint das Interesse, dass EuropaGriechenland schnellstmöglich Finanzhilfen zusage. Denn wenn dieeuropäischen Regierungen nicht umgehend ihren Steuerzahlern tief in dieTasche greifen, wie das Tandem Paulson/Geithner es 2008/2009 zurRettung von AIG und der gesamten Wall Street vorgemacht hat, könntenBanken durch die Herabstufung ihrer Kredite, die sie in Griechenlandvergeben haben, massive Verluste machen bzw. die Wetten der Hedge Fondsgegen den Euro nicht aufgehen (9).
Vergleich der öffentlichen Defizite und der Anteile am BSP der Eurozonefür Portugal, Frankreich, Spanien, Irland und Griechenland - Quelle:Spiegel / Commission européenne, 02/2010
Goldman Sachs als Protagonist einer griechischen Tragödie … und der nächsten Staatsbankrotte
Wenn immer zur Zeit etwas faul ist an den Finanzmärkten, haben diegroßen Investmentbanken der Wall Street ihre Finger im Spiel. Und auchin Griechenland und seinen finanziellen Schwierigkeiten scheint diesder Fall zu sein.
Wenn immer zur Zeit etwas faul ist an den Finanzmärkten, haben die großen Investmentbanken der Wall Street ihre Finger im Spiel.
Goldman Sachs soll der griechischen RegierungHilfestellung bei der Fälschung ihrer Haushaltszahlen gegeben haben,ohne die die Aufnahme in die Eurozone wegen eines Überschreitens derDefizitgrenzen nicht möglich gewesen wäre. Offensichtlich hat GoldmanSachs 2002 Griechenland einen als Währungsgeschäft getarntenMilliardenkredit vermittelt (10). Aber wie so häufig seit einigenJahren bei Goldman Sachs bringen die von der Bank vorgeschlagenenLösungen die Kunden geraume Zeit später finanziell ins Straucheln (11).Das scheint inzwischen die grundlegende Geschäftsidee von Goldman Sachszu sein. Goldman Sachs ist die letztliche Konsequenz seiner Strategienegal. Denn seine Gebühren und Provisionen hat die Bank bis dahineingestrichen.
Natürlich ist die damalige griechischeRegierung für diese Manipulation verantwortlich und müsste dafür vonder griechischen Justiz und auch den europäischen Institutionen zurVerantwortung gezogen werden. Denn sie hat die EU und auch die eigenenBürger belogen und Griechenland unter Vorspiegelung falscher Tatsachendie Teilnahme an einem historisch bedeutsamen Prozess, nämlich derSchaffung der europäischen Gemeinschaftswährung, ermöglicht.
Griechenland-Debakel / GS: Die New Yorker Investmentbank ist als Mittäter genauso verantwortlich. Das ist eine Feststellung, die auch politisch nicht ohne Folgen bleiben darf. Denn der Vize-Präsident für Europa von Goldman Sachs war damals Mario Draghi.
Aber die New Yorker Investmentbank istals Mittäter genauso verantwortlich. Das ist eine Feststellung, dieauch politisch nicht ohne Folgen bleiben darf. Denn der Vize-Präsidentfür Europa von Goldman Sachs war damals Mario Draghi (12), der heuteChef der italienischen Zentralbank ist und Kandidat (13) für dieNachfolge von Jean-Claude Trichet als Präsident der EuropäischenZentralbank (14).
Die genaue Rolle von Mario Draghi inder Manipulation der griechischen Statistiken (15) muss von der Politikuntersucht werden (16). In einer Demokratie müssten Presse (17) und dieParlamente sich mit dieser Frage befassen. Wenn man bedenkt, welchzentrale Rolle Goldman Sachs während der letzten Jahre auf den globalenFinanzmärkten gespielt hat, müssten ihre Geschäftspraktiken unterstrenger Aufsicht von Regierung und Gesetzgeber stehen. Da ist eswichtig, dass Paul Volcker,der derzeitige Chef der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten, zu einemder vehementesten Kritiker von Goldman Sachs geworden ist (18). Wie wirschon nach der Amtseinführung Barack Obamas schrieben: Von all denBeratern, mit denen er sich umgeben hat, ist Paul Volcker der einzige,der die Erfahrung besitzt, um zu wissen, um was und vor allen Dingen umwen es da geht, und der in der Lage wäre, die notwendigen Maßnahmengegen großen Widerstand durchzusetzen.
Unter Berücksichtigung der Rolle vonGoldman Sachs und auch der anderen großen Investmentbanken auf denFinanzmärkten halten wir es für notwendig, allen Personen, die in ihrerKarriere wichtige Führungspositionen in einer dieser Banken bekleidethaben, den Zugang zu Führungspositionen in den europäischen undnationalen Institutionen zu verwehren, die bestimmenden Einfluss in dereuropäischen Wirtschaft und auf den europäischen Finanzmärkten ausüben(EZB, Europäische Kommission, Zentralbanken der Mitgliedstaaten) (19).Der Wechsel zwischen solchen Position führt zu Vermengung von privatenund öffentlichen Interessen, wobei das europäische Gemeinwohl dabeiimmer in den Hintergrund gedrängt würde.
Zumindest muss schon jetzt Euroland von Griechenland, das nach Informationen der Financial Timesvom 28/01/2010 weiterhin die Dienste von Goldman Sachs in Anspruchnimmt, unabdingbar verlangen, diese Geschäftsverbindung zu beenden.
Wenn sich der Chef von Goldman Sachs,wie er vor kurzem in einem Interview sagte (20), für ein WerkzeugGottes hält, dann ist es naheliegend, dass seine Bank und auch dieanderen großen Investmentbanken sich in Wirklichkeit teuflischverhalten; man sollte sich entsprechend vor ihnen hüten. Dieser Ratgilt nicht nur für Europa, sondern weltweit. Es gibt gewisse privateDienstleistungen, die stehen in einem unauflösbaren Widerspruch zumGemeinwohl. Ein Blick nach Griechenland oder auf den US-Immobilienmarktgenügt zum Nachweis dieser Aussage.
Wer wissen möchte, wo der nächsteStaatsbankrott droht, der sollte sich darüber informieren, welchenLändern Goldman Sachs in den letzten Ländern seine Dienste anbietenkonnte. Das ist ein gewichtiges Indiz (21).
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