Der griechische Premierminister Georgios Papandreou hat eingeräumt, dass Griechenland mit der jahrelangen Fälschung seiner Statistiken „seine Glaubwürdigkeitverloren“ habe. In einem SPIEGEL-Gespräch zeichnete er ein selbstkritisches Bild von der Lage des griechischen Staates und beteuerte seinen Willen zu einschneidendenReformen.
„Wir wissen, dass wir vor großen Problemen stehen, an denen wir Griechen selbstschuld sind“, sagte Papandreou. „In den Behörden und Staatsbetrieben ist Korruptionleider weit verbreitet. Unser politisches System fördert Vetternwirtschaft und Geldverschwendung.Das hat unsere Rechtsordnung untergraben und das Vertrauen indas Funktionieren des Staates.“
Eine Folge davon sei, so der Regierungschef, „dass viele Bürger ihre Steuern nicht zahlen“.Er sei gewählt worden, um einen Wandel herbeizuführen. Die Krise sei eine Chance, um die notwendigen Reformen anzupacken. Neben den bereits angekündigten drastischenSparmaßnahmen und Gesetzesinitiativen gegen Steuerhinterziehung und für mehr Transparenz will Papandreou in Griechenland auch einen Mentalitätswandelherbeiführen: „Es ist wichtig, mit unseren Landsleuten offen zu reden, ihnen zu sagen, welche Probleme wir haben und dass wir etwas ändern müssen.“
Im Hinblick auf denangekündigten Generalstreik in der nächsten Woche sagte Papandreou, er sei entschlossen standzuhalten: „Es geht um das Überleben unseres Landes.“Der Regierungschef gibt auch der Europäischen Union eine Mitschuld daran, dass Griechenland jahrelang mit gefälschten Zahlen und Daten sein Haushaltsdefizit schönrechnenkonnte.
Die EU hätte in der Vergangenheit stärker kontrollieren müssen, obsein Land den Stabilitätspakt und die vorgeschriebenen Defizitgrenzen auch wirklicheinhalte. „Die EU muss anerkennen, dass auch ein Versagen ihrer Institutionen dafür verantwortlich ist, dass so etwas passieren konnte“, sagt Papandreou: „Das darfsich niemals wiederholen.“