Benzinpreise auf Rekord. Heizöl als Luxusgut. Strompreise teuer wie nie. Ende der Preissteigerungen sind nicht in Sicht. Was tun?
Das Auto stehen lassen, Stromgeräte ausschalten, auf alternative Energien umsteigen – es gibt Tausend verschiedene Möglichkeiten, dem Kartell der Energie-Produzenten etwas entgegen zu setzen. Jeder kann etwas tun, aber kaum jemand tut etwas. Ist der Verbraucher ein Junkie, der ohne die Droge Öl nicht mehr leben kann? Sind die Entzugserscheinungen beim Energie-Sparen größer als die Schmerzen, jeden Preis zu bezahlen?
Bis jetzt scheinen die meisten Menschen den ständig steigenden Ölpreisen und dem Wucher bei Energiepreisen kaum etwas entgegen zu setzen. Höchste Zeit, etwas zu ändern.
Wir erinnern uns an den Ölboykott in den 70igern. Damals drehten die Scheichs den Öl-Hahn zu. Wie wäre es denn, wenn man den Spieß umdrehte? Der Öl-Hahn ist offen, aber das Öl wird nicht mehr gekauft? Wenn sich Konsumenten weltweit zu einer gemeinsamen Aktion entschließen würden, könnte dies durchaus einen Effekt haben. Alles nur Utopie?
Diese Utopie endet spätestens dann, wenn der Ölpreis bei 300$ steht und 1 Liter Benzin 3 Euro kostet. Derzeit allerdings handeln Verbraucher wie Lemminge, die brav jeden Preis zahlen und jeden Tag ihrem finanziellen Ruin ein Stückchen näher kommen – sehenden Auges. Hoffnungslos verfangen im dichten Netz des Kartells der Abkassierer. Denn auf Produzentenseite gibt es genau so wenig Interesse an niedrigen Preisen wie von Seiten der Energieversorger oder des Staates.
Zwei Drittel des Geldes an der Zapfsäule fließen bekanntlich direkt an den Fiskus und landen damit in einem großen schwarzen Loch. Geld, das den Untertanen fehlt. Geld, das nicht mehr ausgegeben werden kann. Das schöne daran: je höher der Ölpreis steigt, desto mehr verdient der Staat. Es wundert mich sehr, dass es dagegen keine Proteste gibt, keine Massendemos auf den Straßen. Das Steuersubjekt wählt seine Abkassierer und zahlt ohne Murren. Wie lange noch?
Ganz offensichtlich gewöhnt haben wir uns auch daran, dass die Ölproduzenten ein Kartell bilden. Das wird von der Weltöffentlichkeit quasi als Naturgesetz akzeptiert. Es wird höchste Zeit, dem etwas entgegen zu setzen.
Mehr noch: Dieses Kartell besteht nicht nur aus den Öl produzierenden Ländern, sondern genauso aus den wenigen, noch verbliebenen Ölkonzernen sowie den Öl verbrauchenden Staaten selbst. Sie alle bilden das Kartell. Und niemand scheint ein Interesse daran zu haben, die Preise zu senken. Das ist das Problem. Jeder Einzelne dieses Kartells hat Interesse an steigenden Preisen: Die Ölproduzenten, die Ölkonzerne, die Energieunternehmen, die Öl verbrauchenden Staaten mit ihrem Steuersystemen.
Im Internet wird derzeit zu einem Boykott gegen Shell und Total aufgerufen. Verbraucher sollen sich gegen das Preisdiktat der Ölkonzerne wehren und selbst einen Preiskrieg entfachen. Der in Form eines Kettenbriefs versandte Aufruf an die beiden größten Tankstellen-Konzerne.
Der Hintergrund: Total verkauft 1 Liter Super in Frankreich für 1,25 Euro (Super, bleifrei). In Deutschland dagegen wird 1,50 Euro verlangt. Dies gelte als Beweis, dass die Ölkonzerne regionale und nationale Monopolsituationen ausnutzten, bzw. zum Nachteil der Konsumenten Absprachen mit dem Ziel hoher Preise durchführten.
Statt ganz auf das Auto zu verzichten und überhaupt nicht mehr zu tanken, wird in der Aktion vorgeschlagen, nur bestimmte Anbieter zu boykottieren. Viele Menschen seien auf das Auto angewiesen, so dass ein völliger Verzicht auf Benzin unrealistisch sei.
Der Verbraucher müsse nun zur Selbsthilfe greifen, heisst es in der Aktion weiter. Durch den Boykott einzelner Ölgesellschaften wären diese gezwungen, mit den Preisen runter zu gehen. Deshalb fordern die Initiatoren auf, für den Rest des Jahres nicht mehr bei Total und Shell zu tanken.
An den Tankstellen ist nach einer Umfrage bisher noch nichts von Auswirkungen dieser Aktion zu bemerken. Experten meinen, dass der Aufruf wohl seine Wirkung verfehlen werde, da gerade in ländlichen Gebieten der Verbraucher kaum eine Wahl hätte. In manchen Gegenden gebe es zu wenig Konkurrenz. Auch auf Autobahnen sei es schwierig, einen Alternativanbieter zu finden, wenn der Tank leer ist. Außerdem wird bezweifelt, dass die Autofahrer solidarisch handelten.
Dennoch: sollten die Energiepreise weiter steigen, dann wird dies auch einen Effekt auf den Energieverbrauch haben. Prognose: Bei 250$ pro Barrel Öl ist die absolute Schmerzgrenze erreicht.