Vor allem die starkwachsende Nachfrage aus China und anderen großen Schwellenländern hatteden Ölpreis im Sommer 2008 auf ein Rekordhoch von 147 Dollar getrieben.Manche Volkswirte argumentieren, dass dieser Ölpreisschock einenentscheidenden Beitrag dazu geleistet hat, dass die Weltwirtschaft balddarauf in eine tiefe Rezession abrutschte.
Die Ölnachfrage ist 2009 nachSchätzungen der IEA um 1,3 Mio. Barrel auf durchschnittlich 84,9 Mio.Barrel am Tag geschrumpft. Die Organisation, die die Interessen dergroßen Energieverbraucher vertritt, rechnet für 2010 mit einem Anstiegder Nachfrage um 1,57 Mio. Barrel am Tag. Die Opec erwartet nur einhalb so großes Plus von 810 000 Barrel am Tag.
Das Angebotdürfte damit nicht Schritt halten: Analysten der Bank of AmericaMerrill Lynch gehen davon aus, dass es den Ölkonzernen nicht gelingenwird, mit neuen, ambitionierten Projekten in extremen Klimazonen odertief unter dem Meeresboden den unvermeidlichen jährlichenProduktionsverlust alter Felder auszugleichen. Die Investitionen derÖlindustrie sind nach Berechnungen der IEA 2009 um 19 Prozent gesunken.Im laufenden Jahr sieht sie sie um allenfalls zehn Prozent steigen.Shell beispielsweise will im laufenden Jahr 28 Mrd. Dollar investieren,rund vier Mrd. weniger als im Vorjahr. „Wenn das so weitergeht, werdendie Märkte schnell eng werden, sobald die Nachfrage wieder anzieht“,sagt Chefvolkswirt Birol.
Doch selbst wenn die internationalenÖlkonzerne investieren wollen, fehlen ihnen oft attraktiveGelegenheiten. Staatliche Ölfirmen vor allem im Nahen Osten säßen zwarauf großen, unerschlossenen Feldern, so Birol. Doch sie warteten mitden angekündigten Investitionen lieber ab, bis sich die Nachfragetatsächlich erhole.